Pandemie-Nothilfe für Obdachlose: Erfahrungen fließen in Modellprojekt ein

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Hannover – Die Nothilfe für Obdachlose in Hannover während der Akut-Phase der Corona-Pandemie ist ein Erfolgsmodell. Sie gibt hilfreiche und ermutigende Hinweise für weitergehende Konzepte zur Betreuung von obdachlosen Menschen: Diese Bilanz zieht die Landeshauptstadt mit Blick auf die am 15. Oktober auslaufende Not-Unterbringung im Naturfreundehaus, die von vornherein befristet war.

Die gewohnten und etablierten Anlaufstellen für Obdachlose in Hannover sind auf die aktuellen Herausforderungen vorbereitet. Hygienekonzepte wurden über den Sommer hinweg angepasst. Deshalb läuft das Nothilfeangebot im Naturfreundehaus aus. Von den über 100 Personen, die zu Beginn der Coronakrise untergebracht und betreut wurden, sind ein Großteil in stabilere Wohn- und Lebensverhältnisse vermittelt worden. Beispielsweise ist es gelungen in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und dem Straßenmagazin Asphalt, einzelne Menschen in ein niedrigschwelliges Sprachprojekt zu vermitteln. Einige von ihnen erhielten einen Arbeitsvertrag und konnten daraufhin in eine Unterkunft vermittelt werden.
Mit den derzeit noch im Naturfreundehaus lebenden 28 Personen wird intensiv gearbeitet. Ziel ist es, für diese bis zum 15. Oktober ebenfalls Perspektiven bzw. alternative Betreuungsangebote zu finden.

Die Stadt hält 220 Notschlafplätze an fünf Standorten für obdachlose Menschen vor. Die Winternothilfe der Stadt Hannover wird wie in jedem Jahr aktiv sein – beispielsweise mit dem Kältebus, der von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und der Caritas zusammen mit den Maltesern betrieben wird.

„Wir wissen um die Herausforderungen der obdachlosen Menschen in unserer Stadt und werden alles tun, um Sie zusammen mit den Hilfsinitiativen und sozialen Träger*innen mit unseren Angeboten zu unterstützen. Wir wollen die positiven Erfahrungen aus der Zeit der Not-Unterbringung in der Jugendherberge und im Naturfreundehaus nutzen, um obdachlosen Menschen nachhaltig zu helfen und ihnen eine Perspektive zu geben“, sagte Belit Onay, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover. „Wir wollen gemeinsam mit der Region, möglichst im kommenden Jahr, mit einem neuen Konzept starten.“ Hierzu sei man auf der Suche nach einer geeigneten Immobilie.

In der ersten Phase der Pandemie hatte die Stadt spontan reagiert, nachdem viele Anlaufstellen für obdachlose Menschen geschlossen hatten und Versorgungsstrukturen stark eingeschränkt waren. Die Landeshauptstadt setzte gemeinsam mit Selbsthilfeinitiativen, Ehrenamtlichen und Träger*innen der Obdach-, Wohnungs- und Suchthilfe unbürokratisch Hilfsangebote um. Dazu gehörten die Essensausgaben sowie die Unterbringung von Obdachlosen zunächst in der Jugendherberge – ein Kooperationsprojekt von Stadt, Region und Land – und anschließend im Hotel Central und im Naturfreundehaus.

Diese Häuser wurden extra angemietet. Auch die Region Hannover beteiligte sich an der Finanzierung. Während der Zeit der Not-Unterbringung gelang es mit intensiver sozialer Betreuung eine ganze Reihe von Betroffenen in neue, selbstbestimmte Wohnverhältnisse sowie zum Teil auch in Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. Solche Erfahrungen wollen Stadt und Region nun aufgreifen und nutzen. Sie arbeiten an einem Modellprojekt. Es sieht eine Kombination aus zeitlich befristeter, ordnungsbehördlicher Unterbringung und begleitendem, intensiviertem sozialpädagogischem Angebot vor. Das Projekt ist für das kommende Jahr geplant.

HCN/ds