Damit es „atmen“ kann: Region macht Hochmoor fit für Klimawandel

(Foto: Joerg Schneider/ Region Hannover)

Hannover – Baggereinsatz im Toten Moor bei Neustadt: Im Auftrag der Region Hannover werden zurzeit auf geeigneten Flächen mit maschineller Hilfe sogenannte Torfbulte angelegt, die bei der Renaturierung helfen sollen.

Diese flachen Hügel von etwa einem Meter Höhe verhindern bei hohen Wasserständen im Winter die Zerstörung der Vegetation durch Wind und Wellen.

Wieder gewachsene Moosteppiche liegen zerissen auf dem trockenen Torf (Foto: Jörg Schneider/ Region Hannover)

Die Torfhaufen im Abstand von zehn bis zwanzig Metern ermöglichen so einen bis zu 30 Zentimeter höheren Wasserstand in den Moorflächen, was wiederum hilft, das Überleben der Torfmoose in niederschlagsarmen Zeiten zu sichern.

„Der sich so über die Jahre entwickelnde Hochmoorkörper wird zunehmend ‚resistent‘ gegen trockenheiße Sommer wie in diesem und im letzten Jahr“, erläutert Christine Karasch, Umweltdezernentin  der Region Hannover, die laufende Aktion:

„Es ist ein neuer Weg im Hochmoorschutz, mit dem wir auf die neuen Herausforderungen reagieren, die der Klimawandel mit sich bringt.“ Hat sich erstmal eine stabile Schicht von Torfmoosen – Schwingrasen – auf der Wasserfläche gebildet, kann der Wasserstand sogar noch weiter angehoben werden.

Für die durch Entwässerung geschädigten Moorflächen ist der diesjährige Sommer ein großes Problem. Sonja Papenfuß, Leiterin des Fachbereichs Umwelt der Region Hannover:

„Es fehlt das Wasser, das im Winter abgeführt wurde. Die Trockenheit führt zum Absterben der bislang entwickelten Hochmoorvegetation und verhindert die Bildung neuen Hochmoores – ein Teufelskreis.“

Zudem werden in trockenen Hochmooren die riesigen Kohlenstoffmengen, die im Torfkörper gespeichert sind, freigesetzt und belasten die Atmosphäre zusätzlich mit Treibhausgasen.

Die ungestörten, naturnahen Hochmoorflächen kommen hingegen recht gut mit der aktuellen Trockenheit klar: Der mächtige Torfkörper hat sich im Winter voll gesogen und die Hochmoorfläche um einige Dezimeter angehoben. Nun wird das Wasser langsam abgegeben.

Zugleich sinkt die Mooroberfläche wieder ab, so dass der Wasserstand nah an der Oberfläche bleibt: das Moor „atmet“. Diese Besonderheit lebender Hochmoore ist die Lebensversicherung für die im Hochmoor heimischen Arten.

Ein weiterer positiver Effekt: Das Hochmoor gibt das Wasser über die Verdunstung an die Luft ab und kühlt kleinklimatisch die Umgebung ab. Zudem sickert Wasser aus dem Toten Moor in das Steinhuder Meer und stützt so den aktuellen Wasserstand.

HCN/kk