Hannover – 40 Stunden die Woche arbeiten – und trotzdem reicht’s am Monatsende nicht: In der Region Hannover arbeiten rund 55.800 Vollzeit-Beschäftigte zum Niedriglohn.
Damit liegt jeder sechste Arbeitnehmer (16,8 Prozent) trotz voller Stundenzahl unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von aktuell 2.203 Euro brutto im Monat. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-GenussGaststätten mit. Die NGG Hannover beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Geschäftsführerin Lena Melcher spricht von einem „Alarmsignal“. Tausende Menschen hätten trotz langer Arbeitstage enorme Probleme, finanziell über die Runden zu kommen. „In Metzgereien, Bäckereien, Restaurants und Hotels ist der Anteil von Niedriglohn-Beschäftigten dabei besonders hoch. Hier müssen die Firmen endlich deutlich höhere Löhne zahlen“, fordert Melcher. Nach Angaben der Arbeitsagentur liegen bundesweit 53 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Lebensmittel- und Gastgewerbe unter der Niedriglohngrenze.
Eine Hauptursache für diesen Zustand ist nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG die sinkende Tarifbindung. Um diesen Trend zu stoppen, müssten sich Firmen, die Mitglied im Arbeitgeberverband sind, an die mit der Gewerkschaft ausgehandelten Tarifverträge halten und armutsfeste Löhne zahlen.
„Außerdem muss es noch mehr Tarifverträge geben, zu denen ganze Branchen durch die Politik verpflichtet werden – gerade da, wo der Niedriglohnsektor wuchert“, so Lena Melcher. Eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit könne vom Bundes- oder Landesarbeitsministerium erklärt werden. Am Ende komme es aber auch auf die Beschäftigten selbst an, betont die NGG. „Wer in der Gewerkschaft ist, hat nicht nur beim Lohn, sondern auch bei Urlaub und Arbeitszeit die besseren Karten.“
Das durchschnittliche Vollzeit-Einkommen liegt in der Region Hannover laut Arbeitsagentur bei 3.481 Euro (brutto) im Monat – im Bundesschnitt sind es 3.304 Euro.
HCN/bs