Lockdown im Gastgewerbe: „Köchinnen und Kellner nicht im Regen stehen lassen“

Wegen Corona geschlossen: Die Gastronomie zählt zu den am stärksten von der Pandemie betroffenen Branchen. Um die finanziellen Nöte der Beschäftigten zu lindern, fordert die Gewerkschaft NGG Soforthilfen im Dezember./ Foto: NGG

Hannover – Corona-Schutzschirm für Beschäftigte im Hannoveraner Hotel- und Gaststättengewerbe gefordert: Der Lockdown für die Branche trifft nicht nur die rund 2.050 Unternehmen mit voller Wucht, sondern bringt auch die 24.100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in existentielle Nöte, warnt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

„Köchinnen, Kellner und Hotelangestellte haben seit dem Frühjahr mit massiven finanziellen
Einbußen durch die Kurzarbeit zu kämpfen. Wegen der meist niedrigen Löhne im Gastgewerbe
und des fehlenden Trinkgeldes sind nun auch die letzten Reserven aufgebraucht. Das Geld
reicht kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen“, sagt Lena
Melcher, Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover.

Die NGG fordert deshalb die Bundesregierung auf, den Beschäftigten im Gastgewerbe eine
Corona-Sofort-Nothilfe in Höhe von 1.000 Euro zu zahlen. „Die Politik greift den Firmen mit
enormen Summen unter die Arme, um eine Pleitewelle zu verhindern. Jetzt darf sie die
Beschäftigten nicht im Regen stehen lassen“, so Melcher. Nach Einschätzung der NGG würden
sich die Kosten für eine Beschäftigten-Nothilfe im Dezember auf rund 600 Millionen Euro
belaufen. Zum Vergleich: Die Unternehmenshilfen im Gastgewerbe kosten den Staat laut
Bundesregierung allein in diesem Monat 17 Milliarden Euro.

Außerdem müsse die Auszahlung der Unternehmenshilfen an den Erhalt von Arbeitsplätzen
geknüpft werden. „Es darf nicht sein, dass sich Wirte und Hoteliers jetzt 75 Prozent des
Vorjahresumsatzes erstatten lassen und wenig später ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen“,
unterstreicht Melcher. Zwar befänden sich die Unternehmen in einer historisch einmaligen
Krise. Diese müsse aber gemeinsam mit den Beschäftigten ausgestanden werden – nicht
zuletzt, um Fachkräfte zu halten, die nach der Pandemie dringend gebraucht würden.

Nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung könnte die Einführung eines „Mindest-
Kurzarbeitergeldes“ entscheidend dabei helfen, die Einkommenseinbußen im Niedriglohnsektor gering zu halten.

Frankreich habe ein solches, an den gesetzlichen Mindestlohn gekoppeltes
Modell erfolgreich eingeführt. Hierzulande müsste ein „Mindest-KuG“ damit bei 1.200 Euro im
Monat liegen, so die Stiftung. Die Gewerkschaft NGG fordert Bund und Länder dazu auf, diesen Vorschlag eingehend zu prüfen, um Verwerfungen am unteren Ende der Einkommensskala zu verhindern.

„Klar ist auch, dass die Politik rasch einen Fahrplan vorlegen muss, wie es im neuen Jahr
weitergeht“, fordert Gewerkschafterin Melcher. Bis eine Covid-19-Impfung für die gesamte
Bevölkerung bereitstehe, könnten noch Monate vergehen – eine Zeit, die Unternehmen und
Beschäftigte im heimischen Gastgewerbe ohne weitere Hilfen nicht haben.

Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt die Gastronomie in der Stadt und Region
Hannover insgesamt 19.756 Menschen in 1.783 Betrieben. Weitere 4.325 Beschäftigte arbeiten in 265 Unternehmen des Beherbergungsgewerbes.

HCN/ds