Reinigungskräften in VW-Kantinen droht Kündigung zum Jahresende

Foto: IG BAU/ Unsichtbare Helfer: Reinigungskräfte aus dem Wolfsburger VW-Werk protestieren vor dem Firmensitz der Reinigungsfirma GRG Services in Berlin (am vergangenen Montag, 13. Dezember). Für morgen (Donnerstag, 16. Dezember) ist der Folge-Protest in Wolfsburg geplant: „Einem Konzern wie VW kann es nicht egal sein, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten seiner externen Dienstleister arbeiten“, so die Gebäudereiniger- Gewerkschaft IG BAU.

Hannover – Volkswagen will mit einer Elektro-Offensive was fürs Klima tun – das eigene Betriebsklima bleibt allerdings etwas auf der Strecke: Rund 80 Reinigungskräften, die sich am Wolfsburger Stammsitz des Autokonzerns um die Sauberkeit der Betriebskantinen kümmern, droht die Kündigung bis zum Jahresende. Dahinter steckt ein externer Dienstleister, der für Unmut sorgt. Das berichtet die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU).

Nach Informationen der Gebäudereiniger-Gewerkschaft ist der Auftrag für die Reinigung der VW-eigenen Gastronomie zum Jahreswechsel neu ausgeschrieben worden. Doch der neue Dienstleister – die Berliner GRG Services GmbH – wolle die teils langjährigen Beschäftigten nicht zu den Konditionen weiterbeschäftigen, die sie bislang haben. „Es läuft darauf hinaus, dass die Gebäudereinigerinnen zunächst ihren Job verlieren. Sie müssen sich dann bei GRG neu bewerben. Selbst wenn ein Teil von ihnen dort übernommen wird, drohen ihnen prekäre Bedingungen: Es geht um Arbeitsverträge, die nur befristet sind. Und auch noch um deutlich weniger Stunden, die gemacht werden sollen“, kritisiert Gewerkschaftssekretär Dirk Eilert.

Mit einer Protest-Kundgebung an diesem Donnerstag [f. d. Red.: Morgen, 16. Dezember] vor dem VW-Werk (Tor Ost) wollen die Betroffenen ihrem Ärger Luft machen. Die IG BAU rechnet mit mindestens 50 Protestlern – vor allem Reinigungskräfte. Aber auch Vertrauensleute der Schwestergewerkschaft IG Metall aus dem Werk und der Autostadt beteiligen sich an der Aktion, so die IG BAU. „Reinigungskräfte sind die unsichtbaren Helfer, ohne die aber kein Krankenhaus, keine Schule und kein Unternehmen auskommt. Dass sie sich ausgerechnet an Weihnachten Sorgen um ihre Jobs machen müssen, ist ein Skandal“, sagt Gewerkschaftssekretär Eilert.

Hintergrund: Seit 2009 ist das sächsische Gebäudereinigungsunternehmen Tip Top für die Reinigung der Spülküchen und Betriebskantinen der VW-Tochter Service Factory zuständig. Im Zuge einer Neuvergabe soll die Berliner GRG Services den Auftrag ab kommendem Jahr übernehmen. Nach Informationen der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU hat GRG jedoch das Angebot von Tip Top ausgeschlagen, für die rund 80 Beschäftigten am Standort einen sogenannten Betriebsübergang zu organisieren. Eine entsprechende Regelung im Bürgerlichen Gesetzbuch sieht vor, dass Beschäftigte zum neuen Arbeitgeber wechseln können, ohne Vorteile wie eine langjährige Betriebszugehörigkeit oder verlängerte Kündigungsfristen zu verlieren, sagt Eilert. Die IG BAU habe die GRG-Geschäftsführung mehrfach zu Gesprächen über einen Betriebsübergang aufgefordert – „die Schreiben blieben allerdings unbeantwortet“, so die Gewerkschaft.

„Offenar ist GRG am Know-how der Reinigungskräfte, die seit vielen Jahren bei VW arbeiten, interessiert – nicht aber an einer fairen Lösung für die Beschäftigten“, moniert Eilert. Der Gewerkschafter geht davon aus, dass GRG den Zuschlag für die Reinigungsaufträge durch ein „Billig-Angebot“ bekommen hat. Im Gegenzug solle nun beim Personal gespart werden. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, die sich das aber nicht gefallen lassen werden“, so Eilert.

Der Gewerkschafter sieht dabei auch eine Mitverantwortung bei Volkswagen: „In seiner Sozialcharta hat sich VW zu fairen Arbeitsbedingungen und zur Mitbestimmung bekannt. Es kann dem Konzern nicht egal sein, zu welchen Bedingungen die Beschäftigten seiner externen Dienstleister arbeiten.“

HCN/CU