Projekt „Treffpunkt Kinderwagen“ präsentiert sich

Ulrike Maichel von der Stadtentwässerung Garbsen veranschaulicht das Trennsystem (Foto: Stadt Garbsen)

Sozialministerin Dr. Carola Reimann besucht Johanniter auf der Integrationskonferenz

Hannover – An ihr erstes Arbeitsbaby kann Lena Finch sich noch gut erinnern. „Die Frau aus Nigeria kam Anfang April zu uns, Ende April wurde das Kind geboren. Es war alles sehr aufregend“, sagt die Leiterin der Johanniter-Gemeinschaftsunterkunft am Luther Weg.

Das war im April 2018. Seitdem sind nicht nur eine Handvoll weiterer Säuglinge neu dazugekommen, sondern auch zahlreiche Erfahrungen und Erkenntnisse, was schwangere Frauen mit Fluchterfahrung benötigen.

Im Mai wurde deshalb in Wunstorf das Kooperationsprojekt „Treffpunkt Kinderwagen“ gegründet, das am Montag bei der sechsten Integrationskonferenz des Bündnis „Niedersachsen packt an“ prominente Unterstützung bekam.

Niedersachsens Sozialministerin Dr. Carola Reimann informierte sich bei Lena Finch und ihren kooperierenden Kolleginnen – Yasmin Linicus vom ev-luth. Kirchenkreis Neustadt-Wunstorf und Hevron Baker und Schekiba Akbari von der Stadt Wunstorf – über den transkulturellen Schwangerentreff.

Gerade solch niederschwellige Angebote würden die Frauen stärken und ihnen Zugang zu Bildung und Arbeit ermöglichen, sagte die Ministerin anerkennend. Und das sei besonders wichtig, denn: „Frauen bauen Brücken und sind Vorbilder für ihre Kinder.“

Vor drei Jahren nahm das Bündnis „Niedersachsen packt an“ seine Arbeit auf, am Montag trafen sich zahlreiche Bündnispartner zur Integrationskonferenz im Hannover Congress Centrum.

Das Thema der sechsten Zusammenkunft waren die Herausforderungen und Chancen bei der Integration von geflüchteten und zugewanderten Frauen. Sozialministerin Dr. Carola Riemann sagte zur Begrüßung:

„In Niedersachsen leben mehr als 700.000 Frauen mit einer Zuwanderungsgeschichte. Viele sind schon verwurzelt, andere gerade erst angekommen. Für die neu in Deutschland lebenden Frauen besteht ein besonderer Unterstützungsbedarf über einen längeren Zeitraum.“

Zu dieser Forderung passt das Projekt, mit dem die Johanniter sich präsentierten. Im Johanniter-Ortsverband Wunstorf -Steinhuder Meer entsteht gerade mit dem „Treffpunkt Kinderwagen“ ein transkultureller Schwangerentreff zur Verbesserung der Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten für Kinder geflüchteter Familien durch Begleitung und Empowerment der Mutter.

Alle 14 Tage mittwochs (15-17 Uhr) bekommen schwangere Frauen mit Migrationshintergrund in der Johanniter-Gemeinschaftsunterkunft am Luther Weg Informationen zum Gesundheitswesen in Deutschland und zu Hilfsangeboten für Schwangere.

„Manche Frauen wissen gar nicht, was eine Hebamme ist oder dass sie Anspruch auf finanzielle Hilfe haben“, sagt Projektleiterin Lena Finch, Leiterin der JUH-Unterkunft.

Andererseits würden die Frauen aus ihren Herkunftsländern mitunter bereicherndes Wissen zur Schwangerschaft und Geburt mitbringen, das hierzulande unbekannt ist, weshalb man sich bewusst für den Begriff „transkultureller Schwangerentreff“ entschieden hätten.

Die Wunstorfer Hebamme Ester Schott und die Schwangerenkonfliktberatung unterstützen den „Treffpunkt Kinderwagen“ ebenso wie ehrenamtliche Übersetzer.

„Wir haben zwar viele Angebote für Schwangere in Wunstorf“, sagt Lena Finch. Um sie nutzen zu können müssten bei den Frauen mit Fluchterfahrung aber zunächst Vertrauen auf- und Sprachbarrieren abgebaut werden.

Das Ziel des „Treffpunkt Kinderwagen“ ist es, werdende Mütter über lange Zeit zu begleiten und sie über die Schwangerschaft und Geburt hinaus über Themen wie Familienplanung und Verhütung, das deutsche Gesundheitssystem, Kinderbetreuung und berufliche Möglichkeiten zu informieren.

Erste Interessenten gibt es bereits. In der Unterkunft am Luther Weg, in der zurzeit 104 Menschen aus 18 Nationen leben, stehen für August und September zwei Geburtstermine an.

HCN/kk