Badezimmer altersgerecht gestalten – darauf sollten Sie achten

Hannover – Das Badezimmer hat längst den stiefmütterlichen Raumstatus verlassen. Der Trend geht zum Badezimmer als Wohlfühlort, auch im höheren Alter. Um das Badezimmer altersgerecht und barrierefrei zu gestalten, gaben 2017 beispielsweise über 55-Jährige mehr als 15.000 Euro aus. Was dabei zu beachten gibt und wie jedes Badezimmer zum barrierefreien Wohntraum werden kann, zeigen folgende Tipps.

Barrierefreie Badezimmergestaltung, aber richtig

Die Statistiken zeigen, dass viele Unfälle im eigenen Haushalt geschehen, generationenübergreifend. 2015 verletzten sich beispielsweise mehr als 3,15 Millionen Bürger bei Unfällen im Haushalt. Auf die Gesamtzahl gesehen, machten Haushaltsunfälle 2015 fast 40 % aller Unfallgeschehnisse aus.

Ursächlich dafür sind häufig Stolperfallen, beispielsweise zu hohe Türschwellen oder fehlende Griffe an Wand oder Tür. Auch ältere Menschen, die noch in ihren eigenen vier Wänden leben, sind besonders häufig von Haushaltsunfällen betroffen. Vor allem das Badezimmer wird durch einen fehlenden altersgerechten Umbau zur wahren Unfallfalle. Mit schlimmen Folgen für die älteren Unfallopfer, wie ein Unfallchirurg des KRH Klinikum Nordstadt herausstellt: Chefarzt PD Dr. Marc Schult erlebt in seinem Klinikalltag zunehmend, dass sich ältere Unfallopfer nach Stürzen deutlich langsamer erholen als junge.

Zeit, zu handeln, um die eigene Gesundheit bestmöglich zu schützen. Um barrierefreies Bauen einheitlich-fachkundig zu realisieren, gibt es eine eigene DIN-Vorgabe. Darin ist fest definiert, welche Modernisierungsmaßnahmen oder Renovierungen für einen barrierefreien Umbau tatsächlich notwendig sind. Wer sich an die Vorgaben hält, kann sich für den Badezimmerumbau sogar Fördermittel sichern.

Viele Unfälle passieren im nicht altersgerechten Badezimmer

In der Liste der Haushaltsunfälle führen Verletzungen durch Badezimmer-Fauxpas die Rangliste an. Statistiken zeigen, dass pro Jahr mehr als 250.000 Menschen im Bad verunfallen, die Dunkelziffern scheinen deutlich höher. Häufige Ursachen sind vor allem fehlende Halterungen, glatte Böden oder rutschige Teppiche.

Um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen, sind altersgerechte Umbauten frühzeitig empfehlenswert. Hierfür gibt es sogar spezielle Förderprogramme, die bei der Finanzierung helfen. Die KfW stellt beispielsweise für die Barrierereduzierung einen Zuschuss bis 6.250 Euro zur Verfügung. Er wird altersunabhängig und für alle Barrierenbeseitigung im Wohnraum bereitgestellt, um für noch mehr Komfort und Sicherheit zu sorgen.

Wer die Förderung erhalten möchte, muss sich mit der DIN-Norm 18040 auseinandersetzen, denn sie zeigt alle Voraussetzungen für einen barrierefreien Umbau. Was viele nicht wissen: Es gibt deutliche Unterschiede zwischen einem barrierefreien und einem rollstuhlgerechten Badezimmer.

Den barrierefreien Badezimmerumbau ohne ausreichende Fördermittel finanzieren

Nicht immer genügen die Fördermittel, um den Badezimmerumbau für altersgerechtes Wohnen zu realisieren. Die Lösung: Bankdarlehen. Sie können mit einer moderaten monatlichen Rate und flexiblen Laufzeit beim barrierefreien Umbau helfen.

Um sich im Dschungel der verschiedenen Kreditangebote zurechtzufinden, ist ein Online-Darlehensvergleich empfehlenswert. Hier können potenzielle Kreditnehmer zunächst alle Darlehensmöglichkeiten ohne SCHUFA-Einbeziehung vergleichen. Zusätzlich spart der Online-Vergleich wertvolle Zeit, die für die Planung und Umsetzung des barrierefreien Badezimmertraumes besser investiert ist.

Tipp: Auf Möglichkeit für Sondertilgungen bestehen

Ein Darlehen für einen altersgerechten Badezimmerumbau läuft meist mehrere Jahre. Sondertilgungen sollten währenddessen jederzeit problemlos möglich sein, denn sie reduzieren Laufzeit und Gesamtkreditkosten. Wer beispielsweise durch Extrazahlungen des Arbeitgebers oder andere plötzliche Einnahmen einen Haushaltskassenüberschuss hat, kann diesen für die Sondertilgung nutzen. Bestenfalls ist sie mindestens einmal jährlich ohne Zahlungslimitierung möglich.

Eine ebenerdige Dusche erleichtert den Einstieg, auch mit einem Rollstuhl oder Rollator.

Barrierefreies Badezimmer: Das sind die Grundlagen für den Umbau

Ein Badezimmer, das als barrierefrei klassifiziert wird, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Eine Bewegungsfläche mit einem Radius von 1,20 m ist beispielsweise unerlässlich. Empfehlenswert ist ein Abstand von ca. 20 cm zwischen den Sanitärobjekten, sodass sich komfortabler Halte- und Stützgriffe montieren lassen, um die motorischen Abläufe zu verbessern.

Ein rollstuhlgerechtes Badezimmer einrichten: Das muss beachtet werden

Im Alter kann es dazu kommen, dass die eigene Motorik so beeinträchtigt ist, dass der Rollstuhl unverzichtbar wird. Ein rollstuhlgerechtes Badezimmer erfordert einen Bewegungsradius von 1,50 m. Damit der Rollstuhl komfortabel durch die Badtür geschoben werden kann, ist eine 90 cm breite Öffnung notwendig.

Bodengleiche Duschen einbauen

Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. Um spätere weitere Kostenbelastungen zu vermeiden, empfiehlt sich eine frühzeitige umsichtige Planung mit Barrierefreiheit und altersgerechtem Wohnkomfort. Wer die Möglichkeit hat, sollte bereits beim Hauskauf bzw. Hausbau auf eine bodengleiche Dusche achten.

Wird sie schon beim Neubau berücksichtigt, lassen sich spätere Mehrkosten für das Anpassen des Bodens und gegebenenfalls Sanitärarbeiten vermeiden. Bei der Planung der bodengleichen Dusche unbedingt auf den Verzicht Stolperschwellen achten. Um komfortabel in die Dusche zu gelangen, ist eine Breite zur Dusche und 80 cm empfehlenswert, besser sind 90 cm.

Die DIN 18040 gibt vor, dass eine bodengleiche Dusche eine Fläche von 150 cm x 150 cm aufweisen muss. Damit bietet sich auch hier optimaler Platz und Bewegungsspielraum. Um beim Duschen nicht plötzlich aus dem Gleichgewicht zu kommen, ist ein montierter Duschklapphocker bzw. -sitz empfehlenswert. Haltegriffe bieten zusätzliche Sicherheit und können flexibel an gleich mehreren Stellen in der Dusche montiert werden.

Barrierefreiheit auch auf dem WC

Bei der Planung eines barrierefreien WCs sollten ebenfalls Bedürfnisse nach DIN 18040 Berücksichtigung finden. Um Sicherheit beim Toilettengang bei kognitiven oder anderen Einschränkungen zu bieten, empfiehlt sich eine Sitzhöhe von mind. 48 cm. Optimal ist ein höhenverstellbares WC, das sich ganz nach Handicap-Anforderungen modifizieren lässt.

70 cm Platz neben der Toilette sind empfehlenswert, um komfortabel auf den Rollstuhl umzusteigen. Da vor allem ältere Menschen häufig motorisch eingeschränkt sind, ist eine seitliche Montage der WC-Betätigungsklappe von Vorteil. Unnötige und womöglich beschwerlich und schmerzhafte Bewegungen im oberen Körperbereich entfallen damit.

Waschtische, die unterfahrbar sind, erhöhen Komfort im altersgerechten Badezimmer

Ältere Menschen sind häufig motorisch vor allem im Oberkörperbereich eingeschränkt. Das macht beispielsweise die Haarpflege deutlich schwerer. Extra große Waschbecken helfen, die Haarpflege aus eigener Kraft durchzuführen. Der zusätzliche Platz im Waschbecken sorgt dafür, dass auch grobmotorische Bewegungen keine Wasserspritzer auf dem Fußboden oder Haarwäscherückstände verursachen. Stattdessen bleibt genügend Platz, um die Haarpflege auch mit eingeschränkter Motorik selbst auszuführen.

Beim Händewaschen kann es hilfreich sein, einen Sitzplatz am Waschbecken zu haben. Deshalb ist ein tiefes Waschbecken von Vorteil. So können sich ältere Mitmenschen die Zeit für ihre Hygiene nehmen, die sie benötigen.

Um mit dem Rollstuhl komfortabel an das Waschbecken fahren zu können, empfiehlt sich der Verzicht auf einen Waschbeckenunterschrank. Mittlerweile gibt es sogar spezielle Waschtisch-Modelle mit einem abgeflachten Siphon. So wird es leichter möglich, unmittelbar an das Waschbecken heranzufahren.

Damit niemand ausrutscht: Der richtige Bodenbelag ist entscheidend

Sind die Fliesen zu glatt, bieten sie maximales Rutschpotenzial. Fehlen zusätzlich Haltemöglichkeiten an den Wänden, wird der glatte Boden rasch zur unliebsamen Unfallstelle. Damit die Fliesen im barrierefreien altersgerechten Bad optimal sind, sollten sie mindestens den Zusatz „R10“ auf der Materialkennung aufweisen. Bei bodengleichen Duschen sollte die Rutschhemmung deutlich höher sein und mindestens R11 betragen.

Um die Sicherheit beim Bodenbelag zu erhöhen, ist die Auswahl von kleinen Fliesen hilfreich. Die größere Fugenanzahl beim Aufbringen der kleineren Fliesen fungiert als natürlicher Rutschhemmer und bringt mehr Sicherheit beim Auftreten.

Steckdosen und Co. optimal im altersgerechten Badezimmer positionieren

Geht es um die altersgerechte Badezimmereinrichtung, dürfen die richtigen Positionen von Schaltern, Licht und Steckdosen nicht fehlen. Wichtig ist eine möglichst blendfreie Ausleuchtung des Raumes, um die Orientierung auch mit schwindender Sehkraft zu ermöglichen. Wer sich gut im Badezimmer zurechtfindet, ist weniger unsicher und tritt beherzter auf.

Eine leichte Zugänglichkeit von Steckdosen, Lichtschaltern oder Türgriffen ist bei der altersgerechten Badezimmerausgestaltung ebenfalls essenziell. So komfortabel Zeitschaltuhren für die Energieersparnis in einem Badezimmer sein mögen, so deplatziert sind sie bei einem altersgerechten Badezimmerumbau. Nach Ablauf einer bestimmten Zeit erlischt meist das Licht. Was passiert, wenn ältere Mitmenschen nicht schnell genug an den Lichtschalter gelangen? Sie stehen im Dunkeln und fühlen sich verunsichert. Ein sicheres Fortbewegen ohne Ausrutschen oder Sturz ist dann kaum möglich.

Not-Knopf im Badezimmer von Vorteil

Eine Aufrüstung eines Notfall-Knopfes im Badezimmer ist vor allem bei fortschreitender Grobmotorik vorteilhaft. Es gibt die Notfallkonzepte von verschiedenen Anbietern und sogar als portable Möglichkeit. Wer keinen Notfall-Knopf fest im Badezimmer installieren will, kann ihn am Handgelenk oder um den Hals tragen. Kommt es zum Sturz oder treten andere Ereignisse auf, welche Notfallhilfe erforderlich machen, genügt ein Knopfdruck.

Ein Badezimmerboden aus kleineren Fliesen wirkt natürlich rutschhemmend und bietet mehr Trittsicherheit.

Heute schon an später denken: die altersgerechte Badezimmerplanung hat auch finanzielle Vorzüge

Eine barrierefreie Bauweise ist nicht nur für ältere Menschen von Vorteil. Der Wegfall von unnötigen Schwellen erleichtert nicht nur das Gehen, sondern auch die Reinigung im Alltag. Außerdem ist eine vorausschauende altersgerechte Bauweise ein Gewinn für den späteren Immobilienverkauf.

Deutschlandweit leben mehr als 18 Millionen Menschen über 65 Jahren, Tendenz steigend. Nicht alle benötigen eine intensive Pflege und werden in einem betreuten Wohnen oder Heim untergebracht. Viele ältere Menschen möchten sich ihre Selbstständigkeit auch im Lebensabend so lang wie möglich erhalten.

Einige von ihnen entscheiden sich sogar noch einmal für einen Umzug in die eigene Immobilie. Sobald das Rentenalter erreicht ist, zieht es viele reifere mit Menschen an den Sehnsuchtsort ihrer Kindheit oder das Urlaubsmekka der letzten Jahre. Das können sich Immobilienbesitzer zunutze machen und mit einer bereits integrierten barrierefreien Wohnkultur punkten.

Wer beim Immobilienbau frühzeitig an Barrierefreiheit und altersgerechtes Wohnen dachte, erspart sich nicht nur viel Renovierungsaufwand, sondern erhöht seinen Immobilienwert. Wurden für den Umbau sogar Fördermittel genutzt, profitieren Immobilienbesitzer gleich doppelt mit dem Verkauf.

HCN/bs