5 Mythen rund um Kredite, die schlichtweg falsch sind

Pixabay.com © Mediamodifier Public Domain Dispokredite sollte man nach Möglichkeit vermeiden. Günstiger sind Ratenkredite.

Hannover – Es gibt viele Gründe, die die Aufnahme eines Kredits notwendig machen. Vorab sollte man sich jedoch ausgiebig über die unterschiedlichen Kreditarten und die jeweiligen Konditionen der Kreditangebote informieren. Nur so lässt sich ein passender Kredit für den eigenen Zweck finden. Dabei existieren noch immer verschiedene Mythen rund um das Thema Kredite.

Mythos 1: Eine Kontoüberziehung kostet weniger als ein Ratenkredit

Viele Menschen haben mit ihrer Bank einen Dispositionskredit vereinbart und nutzen diesen regelmäßig. Dabei handelt es sich um eine eingeräumte Kontoüberziehung, die sich flexibel nutzen lässt. Sobald der Kreditrahmen festgelegt ist, besteht die Möglichkeit, das Konto zu jeder Zeit bis zu einem bestimmten Betrag zu überziehen. Wer also kein Geld mehr auf dem Konto hat, kann durch den Dispokredit dennoch eine fällige Rechnung begleichen oder den Wocheneinkauf bezahlen. Ebenso können bei der Nutzung eines Dispos fällige Lastschriften oder Daueraufträge trotz fehlendem Guthaben ausgeführt werden.

Allerdings hat ein Dispokredit einen großen Haken: Er geht mit hohen Zinsen einher. Manche Banken verlangen sogar Zinsen in Höhe von 12 Prozent oder mehr. Fällig werden die Dispozinsen auf die tatsächlichen Überziehungen des Bankkontos. Neben diesen Zinsen können auch Überziehungszinsen anfallen. Das ist der Fall, wenn das Konto mit einem höheren Betrag als dem vereinbarten Kreditrahmen überzogen wurde oder wenn das Konto trotz eines fehlenden Dispokredits überzogen wurde. Die Überziehungszinsen fallen noch einmal höher als die Dispozinsen aus.

Ein Ratenkredit ist hingegen günstiger. Bei einem solchen Kredit wird eine bestimmte Kredithöhe vereinbart. Diese erhält der Bankkunde für einen bestimmten Zweck – beispielsweise zum Erwerb einer neuen Waschmaschine oder eines neuen Autos. Der Kredit muss anschließend samt der Zinsen während der vereinbarten Laufzeit zurückgezahlt werden. Die monatliche Rate ist dabei nicht variabel, sondern wird bei Abschluss des Kredits festgelegt. Wie hoch die Rate ausfällt, richtet sich nach der Darlehenssumme und den Zinsen. Die Höhe der Zinsen hängt wiederum von dem Kreditinstitut und der Bonität des Kreditnehmers ab. Eine bessere Bonität wirkt sich normalerweise positiv aus.

Die Gefahr eines Dispokredites

Bei einem Dispokredit besteht die Gefahr, in eine Schuldenfalle zu rutschen. Wer den Dispo in Anspruch nimmt, wird ihn vermutlich mit dem Eingang des nächsten Gehalts ausgleichen. Wenn das Geld jedoch am nächsten Monatsende wieder knapp ist, muss erneut auf den Dispokredit zurückgegriffen werden. Die hohen Dispozinsen sorgen jedoch dafür, dass die Schulden immer größer werden.

In die Schuldenspirale zu geraten, kann besonders schnell passieren, wenn man keinen Überblick über seine Kontobewegungen hat. Es ist daher wichtig, sich regelmäßig die Umsätze im Online-Banking bzw. die Kontoauszüge anzuschauen.

Tipp: Wer bereits in die Schuldenfalle getappt ist und hier von alleine nicht herauskommt, sollte mit seinem Bankberater sprechen. Gegebenenfalls ist eine Umschuldung durch einen Ratenkredit möglich.

In welchen Fällen ist ein Dispokredit sinnvoll?

Grundsätzlich sollte man vermeiden, einen Dispokredit in Anspruch zu nehmen. Dementsprechend ist es sinnvoll, gar keinen oder lediglich einen kleinen Disporahmen mit seiner Bank zu vereinbaren. Insbesondere wenn eine große Ausgabe bevorsteht, ist es besser, sich nach einem passenden Ratenkredit umzusehen. Wenn beispielsweise eine größere Reparatur am Auto ansteht oder die Anschaffung von neuen Möbeln geplant ist, ist ein Ratenkredit in der Regel günstiger als ein Dispokredit. Ebenso kann ein Ratenkredit in Frage kommen, wenn das Badezimmer altersgerecht umgebaut werden soll oder andere Renovierungen anstehen

Mythos 2: Die Hausbank hat das beste Kreditangebot

Es ist ratsam, sich über Kreditangebote bei der eigenen Hausbank zu informieren. Dennoch sollte man nicht davon ausgehen, dass diese Angebote die günstigsten oder besten sind. Oft lohnt es sich, vor dem Abschluss eines Kredits verschiedene Angebote einzuholen und die jeweiligen Konditionen miteinander zu vergleichen. Hierzu kann man auch auf verschiedene Vergleichsportale im Internet zurückgreifen.

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Dispokredite sollte man nach Möglichkeit vermeiden. Günstiger sind Ratenkredite.

Ist ein Kredit bei einer Filialbank oder einer Onlinebank besser?

Ob man einen Kredit besser bei der Filialbank oder der Onlinebank aufnehmen kann, lässt sich nicht pauschal sagen. Es kommt stets auf die Situation und vor allem den Bedürfnissen des Kreditnehmers an. Beide Optionen haben sowohl Vorteile als auch Nachteile. Zu den Vorteilen von einem Online-Kredit gehören insbesondere:

Geringere Zinsen: Die meisten Onlinebanken bieten geringere Zinsen an. Das liegt zum einen an der großen Konkurrenz, von der sie sich mit niedrigen Zinsen absetzen wollen. Zum anderen können Onlinebanken im Vergleich zu den Filialbanken an verschiedenen Stellen Geld einsparen. Zum Beispiel brauchen sie normalerweise ausschließlich Mitarbeiter am Hauptstandort.

Hoher Komfort: Der Kreditabschluss bei einer Onlinebank gelingt in den meisten Fällen einfach und schnell. Wer ein passendes Angebot gefunden hat, kann den Antrag direkt online stellen. Kommt ein Vertrag zustande, kann man sich per Video-Ident-Verfahren identifizieren und seine Unterschrift online setzen. Die Auszahlung ist häufig schnell abgeschlossen. Teilweise lässt sich ein Online-Kredit innerhalb von 24 bis 48 Stunden abwickeln.

Keine Geschäftszeiten: Bei einer Onlinebank muss man sich nicht an eine bestimmte Uhrzeit halten, um die Kreditanfrage zu stellen. Stattdessen ist dies zu jeder Zeit möglich. Ebenso ist zum Abschluss des Kredits kein persönlicher Termin in einer Bankfiliale notwendig. Zu beachten ist, dass nicht jede Onlinebank einen 24/7-Kundenservice hat.

Ein großer Nachteil bei einem Onlinekredit ist der fehlende persönliche Kontakt. Das ist wiederum der große Vorteil einer Hausbank. Hier haben Kunden die Möglichkeit, sich persönlich und professionell beraten zu lassen. Meist besteht bereits ein gewisses Vertrauensverhältnis zum eigenen Bankberater. Dieser kann in einem Vier-Augen-Gespräch alle Fragen zum Kredit beantworten und den Bankkunden ausgiebig beraten. Möglicherweise kann er sogar mit einem persönlichen Kreditangebot für den jeweiligen Verwendungszweck aufwarten. Zudem kann eine langjährige Hausbank oft eine gute Einschätzung darüber abgeben, welche monatlichen Raten für den Kreditnehmer überhaupt machbar sind. Auf diese Weise lassen sich eventuell zu hohe Raten vermeiden.

Mythos 3: Die Schaufensterkonditionen gelten für alle

Normalerweise werben die Banken mit sogenannten Schaufensterkonditionen. Sie sind jedoch nicht für jeden erreichbar. Stattdessen bieten Banken diese Zinsen ausschließlich jenen an, die die besten Voraussetzungen mitbringen. Um einen Kredit zu den Schaufensterzinsen abschließen zu können, sind normalerweise ein sicheres und regelmäßiges Einkommen sowie eine hervorragende Bonität erforderlich. Zudem gelten die Zinsen in der Regel ausschließlich bei einem bestimmten Kreditbetrag.

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Es ist empfehlenswert, sich nicht von den Schaufensterkonditionen blenden zu lassen. Wer ein Kreditangebot zu einem individuellen Zinssatz erhalten möchte, muss zunächst eine Anfrage stellen. Der tatsächliche Zinssatz richtet sich nämlich nach der eigenen finanziellen Situation und den persönlichen Lebensverhältnissen. Beispielsweise spielen das eigene Einkommen, die Bonität sowie die Lebenssituation eine Rolle. Erst nach der Kreditprüfung kann die Bank ein verbindliches Angebot mit einem individuellen Zinssatz unterbreiten

Mythos 4: Schufa-Einträge sind ausschließlich negativ

Die Schufa ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das seinen Sitz in Wiesbaden hat. Die Abkürzung der Firma steht für Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Bevor eine Bank einen Kredit gewährt, holt sie sich eine Auskunft von der Schufa ein. Diese Auskunft hat einen Einfluss darauf, ob und zu welchen Konditionen ein Kredit gewährt wird.

Zu den Daten, die die Schufa speichert, zählen persönliche Informationen sowie Daten, die das Unternehmen von anderen Unternehmen, wie Banken, Energieversorgern oder Versicherungen, erhält. Die Daten lassen sich in positive und negative Einträge unterteilen. Durch negative Schufa-Einträge reduziert sich der Score-Wert. Der Score-Wert ist allerdings entscheidend. Ein höherer Wert steht für ein geringeres Zahlungsausfallrisiko. Ein niedrigerer Wert bedeutet hingegen, dass das Zahlungsausfallrisiko höher ist. Wer also einen höheren Score-Wert vorweisen kann, hat bessere Chancen auf einen günstigen Kredit.

Kostenlose Schufa-Selbstauskunft einfordern

Bevor man eine Kreditanfrage bei eine oder mehreren Banken stellt, sollte man eine Selbstauskunft bei der Schufa einfordern. Das ist einmal pro Jahr kostenfrei möglich. Wer noch ein weiteres Mal eine Selbstauskunft benötigt, muss mit Kosten in Höhe von knapp 30 Euro rechnen. Durch die Selbstauskunft kann man die gespeicherten Daten kontrollieren.

Meist sind die gespeicherten Informationen korrekt. Es kann jedoch vorkommen, dass sie unvollständig oder falsch sind. Wenn das der Fall ist, sollte man sich vor der Kreditanfrage um die Korrektur dieser Daten kümmern. Schlimmstenfalls sorgen sie dafür, dass der Kredit abgelehnt wird oder die Zinsen höher ausfallen. Am besten ist es, die Schufa schriftlich über die falschen Daten zu informieren und die entsprechenden Nachweise mitzuschicken.

Mythos 5: Nach Vertragsabschluss kann man den Kredit nicht widerrufen

Sobald der Vertrag unterschrieben ist, ist es möglich, ihn zu widerrufen. Hierzu hat man üblicherweise 14 Tage Zeit. Die Option zum Widerruf besteht sowohl bei einer Null-Prozent-Finanzierung als auch bei verzinsten Krediten. Zu beachten ist, dass es einige Ausnahmen gibt. Hierzu gehören zum Beispiel Kredite gegen Pfand und kleine Kredite mit einer Kreditsumme von weniger als 200 Euro.

Wurde der Kreditvertrag widerrufen, ist der Bankkunde von den festgelegten Vereinbarungen entbunden. Falls die Kreditsumme schon ausgezahlt wurde, ist es selbstverständlich notwendig, diese zurückzuzahlen. Für die Zeit zwischen der Auszahlung und der Rückzahlung verlangt die Bank möglicherweise Zinsen.

Wie bereits erwähnt, besteht die Möglichkeit des Widerrufs für 14 Tage. Manche Banken gewähren ihren Kunden sogar eine verlängerte Widerrufsfrist von 30 Tagen. Die Frist beginnt jeweils mit dem Erhalt der Vertragsurkunde oder einem ähnlichen Dokument. Falls die Widerrufsklausel für den Kreditvertrag nicht vollständig ist, beginnt die Frist erst mit dem Erhalt der fehlenden Informationen. Außerdem kommt es in solch einer Situation zu einer Verlängerung der Widerrufsfrist auf insgesamt 30 Tage.

Wie kann ich den Kreditvertrag widerrufen?

Wer sein Widerrufsrecht in Anspruch nehmen möchte, muss keine Begründung angeben. Wichtig ist jedoch, dass der Widerruf schriftlich erfolgt. Zudem sollte man auf folgende Aspekte achten:

  • Es ist sinnvoll, den Widerruf als Einschreiben zu verschicken. Dadurch kann man sichergehen, dass der Brief beim Kreditgeber ankommt.
  • In dem Schreiben dürfen bestimmte Angaben zum Kreditvertrag nicht fehlen. Dazu gehört zum Beispiel die Kreditnummer.
  • Außerdem sollte im Widerrufsschreiben deutlich gemacht werden, dass der Kreditvertrag widerrufen wird. Zum Aufsetzen des Schreibens findet man im Internet verschiedene Muster.

Einige Kredit-Mythen sind noch weit verbreitet. Folgende Infografik stellt fünf der größten Mythen richtig:

@smava

Weitere Infos zum Thema finden Sie hier.

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