Hannover – Das Geschäftsfahr 2020 im Klinikum Region Hannover (KRH) war maßgeblich von der Corona Pandemie geprägt.
Die höchste Priorität hatte die Konzentration auf die klinische Versorgung der Bevölkerung in der Region Hannover. Dies erforderte enorme Anstrengungen aller Beschäftigten auf allen Ebenen, insbesondere in den Behandlungseinheiten für Covid-Patientinnen und -patienten sowie Verdachtspatienten. Die Pandemie und ihre Bewältigung erschwerte dabei den laufenden erfolgreichen Konsolidierungsprozess des Klinikums Region Hannover. Dieser befand sich in einer Phase, die bereits im Jahr 2019 und auch zu Beginn des Jahres 2020 durch die sich verschärfenden Rahmenbedingungen der deutschen Krankenhausfinanzierung gekennzeichnet war. Dennoch ist es den Beschäftigten gelungen, zum wiederholten Mal ein positives Betriebsergebnis zu erzielen. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen liegt es für das Jahr 2020 bei +6,3 Millionen Euro. Deutlich wird aber, dass es nicht mehr möglich ist, die Lasten aus den Investitionen der Vergangenheit aus den Erlösen für die Krankenhausbehandlungen zu erwirtschaften.
Nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen liegt das Jahresergebnis bei -13,8 Millionen Euro und damit auf dem Vorjahresniveau. Allerdings ist es um 2,6 Millionen Euro besser ausgefallen als im Wirtschaftsplan angenommen.
„Nach einem Jahr wie dem hinter uns liegenden, hat der gesamte Aufsichtsrat festgestellt, dass die Beschäftigten im KRH Unglaubliches geleistet haben. Der Aufsichtsrat dankt der Geschäftsführung und den Mitarbeitenden für ihren Einsatz“, betont der KRH Aufsichtsratsvorsitzende Regionspräsident Hauke Jagau. „In der Corona-Pandemie waren die Krankenhäuser des Klinikums Region Hannover die wesentliche Säule, wenn es darum ging, die erkrankten Menschen in einer hohen Qualität und in ausreichender Zahl medizinisch versorgen zu können. In so einer Krisensituation die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verloren zu haben, zeugt von der hohen Professionalität, mit der hier gearbeitet wird.“
Michael Borges, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des KRH, pflichtet ihm bei. „Krisenzeiten zeigen, worauf es ankommt und auf was wir uns verlassen können, nämlich unsere Leute. Danke deshalb für die außergewöhnlichen Leistungen aller Beschäftigten, ihre Zuverlässigkeit, ihren Teamgeist und ihr Engagement. Danke an alle Verwandten, Angehörige, Freunde und Bekannten unserer Beschäftigten, die mit ihrem Verständnis für die Situation unsere Kolleginnen und Kollegen in dieser schwierigen Zeit unterstützt und gestärkt haben.“
Wie außergewöhnlich das Jahr 2020 war, zeigen einige beispielhafte Zahlen. Aufgrund der Sonderlage und den damit verbundenen Einschränkungen des Versorgungsangebotes auf die medizinisch notwendigen Untersuchungen und Eingriffe sowie der verschärften Hygiene- und Isolationsnotwendigkeiten, ging die Fallzahl der behandelten Patientinnen und Patienten von 113.000 auf 96.000 zurück. Auch die Zahl der Behandlungstage in den psychiatrischen Krankenhäusern des Unternehmens sank von 279.000 auf 228.000. Diese Effekte wurden teilweise kompensiert durch die Freihaltepauschale, die der Bund im Bevölkerungsschutzgesetz vorgesehen hatte. Es blieben aber außerordentliche Sondereffekte, die nicht oder nicht vollständig kompensiert wurden. Dazu gehörten beispielsweise die Preisexplosion bei den Schutzmaterialien, Sonderaufwände für die Einrichtung von Heimarbeitsplätzen und Kinderbetreuung, die vorsorgliche Etablierung getrennter Aufnahme- und Infektionsbereiche in Container- und Zeltbauten sowie Sonderaufwände für Testungen und Impfungen. Stark ins Gewicht fielen auch die gestiegenen Anforderungen an die Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen. Hierbei ist davon auszugehen, dass diese Belastungen mittelfristig bestehen bleiben. Insgesamt summieren sich diese Aufwände auf knapp acht Millionen Euro. Mit weiter andauernder Pandemie wird ein Grundproblem der deutschen Krankenhausfinanzierung erneut bestätigt: Die überbordende Bürokratisierung von Leistungsabrechnungen. Besonders klar wird dies an dem Beispiel der Abrechnung von Mitarbeitertests.
Hier mussten die Häuser einen größeren Aufwand betreiben, um den Test abrechnen zu können, als den Test durchzuführen.
Die Sonderlage Covid-19
Dennoch gelang es den Beschäftigten des KRH im zurückliegenden Jahr eine große Dynamik zu entfalten, wenn es darum ging, sich auf die ständig verändernde Pandemiesituation und auf die Bedürfnisse der aktuellen Patientenversorgung anzupassen. Das gilt für die tagesaktuelle Vernetzung über die zehn KRH Standorte hinweg, ging weiter über die Abstimmung mit den anderen Krankenhausträgern in der Region Hannover, zum Beispiel bei der Anpassung von Besuchsreglungen, und wurde fortgeführt im Austausch mit dem Fachbereich für Gesundheit und dem Gesundheitsministerium. Intern baute das KRH eine standortübergreifende vernetzte Abstimmungsstruktur auf, die sich anfangs täglich, später dann 14-täglich den anstehenden Themen widmete. In diesen dynamischen Strukturen wurden alle klinischen und nichtklinischen Themen und Prozesse strukturiert, gebündelt und bearbeitet. So konnte gewährleistet werden, dass der aktuelle Stand des Wissens, abgeglichen mit den örtlichen Bedürfnissen, zu möglichst validen Ergebnissen führte.
Als besonders herausfordernd stellte sich dabei heraus, dass Entscheidungen immer wieder, wie in einer Pandemie auch nicht anders zu erwarten, auf einer rudimentären Datenbasis gefällt werden mussten. Ein Zustand, an dem sich auch im Jahr 2021 noch nicht viel geändert hat.
Vor besondere Herausforderungen wurde das Unternehmen bei der Beschaffung von Schutzmaterialien und zusätzlicher Medizintechnik gestellt.
Hier blieb auch das KRH nicht vor den bekannten Marktturbolenzen verschont. Insgesamt gelang es dem KRH aber sehr gut, diese schwierige Situation zu meistern. „Unsere Expertinnen und Experten haben es vermocht, mit der Dynamik der Pandemie auf allen Ebenen Schritt zu halten“, verdeutlicht die KRH Geschäftsführung mit Michael Born (Personal), Dr. Matthias Bracht (Medizin) und Barbara Schulte (Finanzen und Infrastruktur). „In der Frühphase haben wir viel Entwicklungsarbeit geleistet. Davon haben wir im weiteren Verlauf der Pandemie sehr profitiert und konnten einen erheblichen Anteil an der Covid-Versorgung in der Region Hannover erbringen.“ Bezogen auf die Versorgungszahlen in der Region Hannover war der Anteil der Corona-Patienten, die in den Häusern des KRH versorgt werden konnten, mit 50 bis 60 Prozent weit über dem langjährigen Versorgungsanteil von etwa 40 Prozent. Dies lag an der dezentralen Netzwerkstruktur des KRH, die örtlich differenziertes Handeln erlaubte und dem hohen Versorgungsanteil an älteren Menschen in der KRH, aber letztlich vor allem auch an der hohen Versorgungsbereitschaft des KRH gerade auch für Corona-Patienten. „Diese Zeit“, so die KRH Geschäftsführung, „hat unseren Beschäftigten auf allen Ebenen viel Flexibilität abverlangt.
Dies gilt insbesondere für die in den Corona-Bereichen tätigen Mitarbeitenden. Sie mussten unter erheblichem Aufwand für den Eigen- und Fremdschutz sorgen, gleichzeitig die Ausnahmedrucksituation verarbeiten, sich mit einem neuen Krankheitsbild, den langen Liegedauern und den unsicheren Prognosen für die Patientinnen und Patienten auseinandersetzen und dazu noch weitestgehend auf die Kommunikation und emotionale Unterstützung aus dem jeweiligen Angehörigenkreis verzichten.“
Beschäftigte im Blick
Ein großes Augenmerk lag so auch auf Unterstützungsangeboten der belasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Angefangen bei dem schnellen Aufbau von Kinderbetreuungsangeboten in der Frühphase der Pandemie, über den Einsatz und die Qualifizierung von Unterstützungspersonal bis hin zum Angebot von Coaching und Beratungen. „Hier können wir feststellen, dass es unseren Führungskräften gelungen ist, die Teams so anzuleiten und zu begleiten, dass sie, trotz immer wieder auftretender Probleme, durchweg arbeitsfähig waren.“
Dies zeigt nach Einschätzung der drei Geschäftsführungsmitglieder den hohen Grad an Unternehmensreife, den das KRH mittlerweile erreicht hat. Trotz anderslautender öffentlicher Wahrnehmung ging die Fluktuation im abgelaufenen Jahr zurück und so gelang dem KRH ein deutlicher Aufbau an personellen Ressourcen, vor allem im pflegerischen Bereich. So stieg die Zahl der im Jahresdurchschnitt beschäftigten Vollkräfte um 221 auf 5.834. Auf die Zahl der Mitarbeitenden bedeutet dies den Sprung über die 8.000er Marke von 7.981 auf 8.223 Beschäftigte. Die Differenz ergibt sich aus dem hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten.
Die öffentliche Wertschätzung für den Pflegeberuf und das professionalisierte Recruiting des KRH schlagen sich derzeit auch in den Bewerberzahlen für die Ausbildung zur Pflegefachkraft nieder. Hier haben sich die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt.
Umsetzung Medizin- und Psychiatriestrategie 2025
Die Sicherung einer möglichst wohnortnahen qualitativ hochwertigen Versorgung ist das Ziel des Klinikums Region Hannover und der KRH Medizinstrategie.
Im Jahr 2020 konnte sie um den wesentlichen Punkt der Psychiatriestrategie ergänzt werden. Das an den beiden psychiatrischen Standorten entwickelte Versorgungskonzept stellt die Weichen für die Entwicklung in diesem Fachgebiet. Im KRH Klinikum Nordstadt konnte ein Herzkatheterlabor aufgebaut werden, im KRH Klinikum Siloah wurde ein robotisches OP-Unterstützungssystem für den Bereich der Urologie und Viszeralmedizin implementiert. Im KRH Klinikum Gehrden wurde das Spektrum in diesem Bereich auf die Endoprothetik ausgeweitet. Die Struktur der standortübergreifenden medizinischen Fachgruppen wurde auf jetzt zwölf Fachgruppen erweitert.
Außerdem wurde die Verzahnung der Versorgungsangebote an den Standorten in Lehrte und Großburgwedel sowie deren Spezialisierung weiter vorangetrieben.
Investitionen und Infrastruktur
Wie im Vorjahr konnten in 2020 wieder fast 30 Millionen Euro investiert werden. Im Wesentlichen flossen die Mittel in die ständig laufenden Modernisierungsprojekte für Patientenzimmer und medizinische Bereiche. Hier sind insbesondere die Ertüchtigungsmaßnahmen im KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen, im KRH Klinikum Neustadt am Rübenberge, im KRH Klinikum Robert Koch Gehrden und im KRH Klinikum Nordstadt zu nennen. Die laufenden Digitalisierungsmaßnahmen auf den Stationen wurden trotz der Pandemiephase weiter mit Hochdruck vorangetrieben.
Die Verteilung der Geräte und die Schulung der Beschäftigten erfolgte unter den entsprechend erschwerten Bedingungen.
Ein weiterer Schwerpunkt setzte an der Schnittstelle administrativer Abläufe und Prozesse zu den medizinischen Bereichen an. Ziel dabei war und ist es, die in der Patientenversorgung Tätigen möglichst weitreichend von bürokratischen Aufgaben zu entlasten und kundenorientiert zu entwickeln. „Die Entlastung unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch automatisierte Prozesse ist uns wichtig, gerade in Pandemiezeiten“, erläutert die dreiköpfige Geschäftsführung.
Natürlich flossen auch Investitionsmittel in die die weiteren Planungs- und Bauvorhaben. Dazu gehören der Teilersatzneubau am KRH Klinikum Robert Koch Gehrden, den Neubau des KRH Klinikums Großburgwedel, den Erweiterungsbau des KRH Klinikum Lehrte zur weiteren Etablierung des altersmedizinischen Angebots, den Teilneu- und Umbau des OP, der Notaufnahme und des Intensivbereiches am KRH Klinikum Agnes Karll Laatzen, den Neubau der KRH Zentralapotheke am KRH Klinikum Siloah oder auch den Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der KRH Psychiatrie Wunstorf.
Ausblick
Die kontinuierliche bedarfsgerechte und patientenorientierte Weiterentwicklung des medizinischen Leistungsspektrums und der Versorgungseinheiten werden das KRH auch im kommenden Jahr weiter prägen.
Die höchste Konzentration wird dabei auf den Beschäftigten liegen. „Sie einzubinden, ihre Expertise zu nutzen, sie wirksam werden zu lassen und ihnen bestmögliche Arbeitsbedingungen zu gewährleisten, wird der Schlüssel sein, um auch weiterhin erfolgreich sein zu können“, betont die KRH Geschäftsführung. Dazu gehören beispielswiese die derzeit laufenden Anstrengungen, vom Krankenhauzukunftsgesetz des Bundes (KHZG) für Maßnahmen der Digitalisierung zu profitieren. Das KRH strebt an, von den insgesamt 4,3 Milliarden Bundesmitteln über 22 Millionen für das Unternehmen zu erhalten.
Natürlich werden weiterhin die Investitionsmaßnahmen in die vielen Bauprojekte des KRH besondere Aufmerksamkeit genießen.
Die geschätzten Gesamtkosten sind immens und belaufen sich in Summe auf über eine halbe Milliarde Euro. Ein genauer Blick in die Zukunft muss allerdings mit vielen Vorbehalten versehen sein und sich mit offenen Fragen beschäftigten. Welche Spielräume werden die öffentlichen Haushalte haben? Wie werden sich die Erfahrungen der Pandemie auf die künftige Gesetzes- und Regelungslage und auf die Finanzierungssysteme der deutschen Krankenhauswirtschaft auswirken?
Der Aufsichtsrat setzt angesichts dieser Herausforderungen auch in Zukunft auf die Kompetenzen der bestehenden Geschäftsführung. „Wir sind fest davon überzeugt, dass es richtig ist, trotz aller Widrigkeiten, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten. Ich freue mich deshalb sehr, an dieser Stelle bekannt geben zu können, dass sich der Aufsichtsrat mit der KRH Geschäftsführung auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen konnte“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Hauke Jagau. Er dankte den Mitgliedern der Geschäftsführung für das gute und vertrauensvolle Verhältnis und die erfolgreiche Arbeit in den zurückliegenden Jahren. „Es hat sich gezeigt, dass es gelungen ist, mit dem KRH Klinikum Region Hannover, in den vergangenen Jahren ein modernes und leistungsstarkes Krankenhausunternehmen zu entwickeln. In einem der heftigsten Stürme, die die Bundesrepublik in ihrer Geschichte erlebt hat, war das KRH für die Menschen in der gesamten Region Hannover ein echter Fels in der Brandung.“ Für Barbara Schulte und Dr. Matthias Bracht bedeutet die Entscheidung des Aufsichtsrats eine vorzeitige Vertragsverlängerung für weitere fünf Jahre.
Michael Born wird nach Ablauf seines laufenden Vertrages das Pensionsalter erreicht haben.
HCN/ds