Hannover – Das Storchenjahr 2022 begann mit der nochmals früheren Rückkehr der Westzieher. Schon im Februar waren sie nahezu vollzählig auf ihren Horsten. Die ersten Ostzieher trafen ab Mitte März ein. Den ganzen April hindurch – mit einem Schwerpunkt am Ende des Monats – gab es weitere Paare, die brüten wollten.
Unbesetzte Nester waren zu diesem Zeitpunkt schwer zu finden. Die brutwilligen Störche mussten auf bis dahin nie besetzten Nisthilfen Quartier nehmen oder aber sich selbst eine Bleibe bauen. In der Region Hannover hat es noch nie so viele Neugründungen gegeben, die ohne Hilfen gebaut worden sind. Im Vergleich zum Vorjahr gab es ganze 27 neue Neststandorte.
Die Störche haben sich dabei als wahre Baumeister gezeigt und ihre Fähigkeit bewiesen, ohne Hilfen Nester bauen zu können. Für die Zukunft bedeutet das, dass man keine weiteren Nisthilfen aufstellen muss und es den Störchen überlassen sollte, wo und wie dicht sie zueinander siedeln wollen. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem noch 102 besetzte Nester gezählt wurden, gab es in diesem Jahr mit 129 Brutpaaren erneut einen Zuwachs um mehr als 20 %. So viele Störche hat es in der Region in historischer Zeit noch nie geben.
Spitzenreiter ist dabei die Stadt Wunstorf in der 29 Paare ein neues Zuhause gefunden haben, gefolgt von der Stadt Neustadt mit 28 Paaren. Der vor allem im letzten Jahrzehnt zu beobachtende Zuwachs ist erstaunlich und ist im Vergleich zu anderen Vogelarten ungewöhnlich. Er basiert im Wesentlichen auf der Zunahme der Westzieher.
Zu diesen gehören mittlerweile deutlich mehr als 60 % aller Brutvögel in der Region. Durch die Überwinterung im spanischen Raum, zum Teil auch schon in Mitteleuropa sind ihre Zugwege kürzer geworden. Dadurch haben sich die Verluste auf den Zugwegen und im Winterquartier verringert. Folglich kommen mehr westziehende Störche in ihr Geburtsgebiet zurück.
Auffällig bleibt weiterhin, dass sich immer mehr jüngere, zweijährige Störche im Sommer im Brutgebiet aufhalten und auch schon brüten. Die Paare rücken näher zusammen, was sich insbesondere entlang des Leinetals zeigt. Die größere Siedlungsdichte erhöht dann aber auch die territoriale Konkurrenz und Aggression. Diese können nicht durch ein zusätzliches Angebot an Nisthilfen „behoben“ werden, denn letztendlich bleibt die „Storchfähigkeit“ des Lebensraumes von entscheidender Bedeutung.
Die ersten Jungstörche der laufenden Brutsaison sind bereits seit drei Wochen flügge und werden in Kürze den Familienverband verlassen. Die Mehrzahl der Jungen ist kurz vor dem Ausfliegen. Einige Nachzügler werden erst Mitte August folgen. Dies ist also eine vorläufige Bilanzierung der Storchensaison in der Region Hannover.
HCN/eo