Hannover – Freiwilligendienst, das ist doch was für junge Leute direkt nach der Schule, oder? Für das Freiwillige Soziale Jahr gilt das tatsächlich. Nicht aber für den Bundesfreiwilligendienst, kurz BFD. Für ihn gibt es keine Altersgrenze, die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, die Dauer liegt zwischen sechs und 24 Monaten. Das kann auch für Menschen fortgeschrittenen Alters spannend sein. Zwei, die sich nach vielen Jahren im Beruf auf das Abenteuer BFD eingelassen haben, sind Axel Jewski (60) und Dirk Friedrichs (57). Sie arbeiten zurzeit bei den Johannitern in Hannover.
Axel Jewski absolviert sein BFD in der Verwaltung des Nordhannoverschen Ortsverbandes (OV) in Langenhagen. Dirk Friedrichs engagiert sich in seiner Vorruhestandsphase als Erste-Hilfe-Trainer im OV Hannover-Leine. Die zwei arbeiten 40 Stunden pro Woche, bekommen ein monatliches Taschengeld von knapp 500 Euro – zusätzlich zur Pension – und leisten Gutes. Für sie gilt eine besondere BFD-Variante, denn als ehemalige Beamte der Deutschen Telekom können sie nach diesem Jahr vorzeitig in Pension gehen. Dank des BFD erfüllen Jewski und Friedrichs die Bedingungen für den so genannten „engagierten Ruhestand“.
Axel Jewski hat sich dafür online beworben. Er startete mit einer Hospitation in der Johanniter-Kleiderkammer „Nahtstelle“ in Langenhagen und sagt: „Das war ein Glücksfall. Nach ein paar Wochen Ehrenamt wusste ich, wo ich meinen engagierten Ruhestand verbringen will.“ Für die Sonderregelung der Postnachfolgeunternehmen muss er innerhalb von drei Jahren entweder 1000 Stunden ehrenamtlich ableisten oder einen BFD absolvieren. Johanniter-Dienststellenleiter Tim Heinrich brachte die BFD-Stelle auf den Weg und sagt: „Helfende Hände sind bei uns immer willkommen. Vor allem für den Umzug unserer Dienststelle in die ehemalige Langenhagener Eishalle brauchten wir Unterstützung, denn die Rettungswache ist rund um die Uhr im Betrieb. Für so einen Prozess sind gute Koordination und hohe Verlässlichkeit essentiell.“
Sein Kollege Stefan Sawade, Dienststellenleiter in Hannover und zuständig für Dirk Friedrichs, freut sich über BFD-Bewerbungen von älteren Menschen: „Ein guter Bufdi-Personalmix besteht aus jungen, noch nicht so erfahrenen Freiwilligen und denen, die sich im beruflichen Alltag bestens auskennen, aber noch neue Aufgaben suchen. Wir haben gute Erfahrungen mit älteren Bufdis im Bereich der Hausnotruf-Technik sammeln dürfen und konnten sogar schon BFDler nach ihrer Zeit als hauptamtliche Mitarbeiter übernehmen.“
Wie das Arbeitsleben funktioniert, wissen die beiden „Senior-Bufdis“ genau. Axel Jewski arbeitete fast 40 Jahre lang bei der Deutschen Telekom. Der gelernte Fernmeldehandwerker sagt: „Etwas Neues lernen kann man immer. Dafür sind nur Offenheit nötig und der Wunsch, es zu wollen.“ Nebenbei ist er auch noch Erste-Hilfe-Ausbilder geworden. Dirk Friedrichs betreute 26 Jahre lang die öffentlichen Telefonstellen in Hannover. Als Erste-Hilfe-Trainer bringt er nun Menschen bei, wie sie sich in Notsituationen verhalten sollten. Obwohl er früher vor größeren Gruppen Fachvorträge hielt, erinnert er sich noch an die Aufregung vor seinem ersten Erste-Hilfe-Kurs: „Am Anfang herrscht natürlich eine gewisse Nervosität. Man weiß nie, welche Fragen die Teilnehmenden stellen werden. Die Sicherheit kommt erst mit der Zeit“. Die direkte Arbeit mit Menschen sowie den jungen Kolleg*innen ist für den 57-Jährigen eine ganz neue Erfahrung. „Hier steht der Mensch im Vordergrund. Sachwissen zu vermitteln ist nicht das einzige Ziel. Es gibt Teilnehmende, die bereits sensible Situationen erlebt haben. Einigen fällt es daher schwer, gewisse Übungen durchzuführen. Hier ist Empathie gefragt“, erzählt der BFDler.
Den Bundesfreiwilligendienst empfiehlt Friedrichs auf jeden Fall: „Ich rate jedem, der sich weiterentwickeln möchte, zum BFD. Sowohl Jugendlichen, als auch Menschen, die nicht abrupt aufhören wollen zu arbeiten und auch denjenigen, die auf der Suche nach einer anderen Beschäftigung oder neuen Erfahrungen sind.” So ähnlich sieht es Axel Jewski: „Der BFD ist ein Traum, das können sich viele nicht vorstellen. Die Wertschätzung, die neuen Einblicke und die persönlichen Kontakte haben mich überzeugt.“
Ein Freiwilligendienst lässt sich bei den Johannitern in vielen Einsatzbereichen absolvieren, z.B. im Hausnotruf und Menüservice, in den Kitas und der Flüchtlingshilfe, in der Tagespflege oder einer Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen. Wer sich für einen Freiwilligendienst interessiert, findet hier freie Stellen johanniter.de/mitmachen.nmi oder schreibt eine E-Mail an [email protected]
HCN/nh