Suchtmedizin und Suchthilfe in der Region

    Sozialpsychiatrischer Verbund veröffentlicht Sozialpsychiatrischen Plan 2020 /Themenbild

    Hannover – Ob Alkohol, Drogen oder Glücksspiel – Suchterkrankungen können die eigene Gesundheit massiv schädigen, Familien und Existenzen zerstören und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Der diesjährige Sozialpsychiatrische Plan widmet sich der Suchtmedizin und Suchthilfe in der Region Hannover: Auf rund 140 Seiten gibt er einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Suchterkrankungen und ihre Folgen und über die Hilfeangebote für die Betroffenen und ihre Angehörigen in der gesamten Region Hannover. Der druckfrische Plan ist heute (18.6.) im Ausschuss für Soziales, Wohnungswesen und Gesundheit der Region Hannover vorgestellt worden.

    „Suchterkrankungen, oft auch in Kombination mit psychischen Erkrankungen, sind nach wie vor weit verbreitet. Die Anerkennung von Suchterkrankungen als Krankheit durch die Weltgesundheitsorganisation oder die Vereinbarungen zwischen Kranken- und Rentenversicherungen zur Suchtbehandlung sind Meilensteine der modernen Suchtarbeit“, so Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover. „Die Aufhebung der klassischen Trennung zwischen Psychiatrie und Suchthilfe ist eine weitere notwendige Entwicklung, um die betroffenen Menschen bestmöglich dabei zu unterstützen, ein weitgehend suchtmittelfreies und damit unabhängiges Leben zu führen.“

    Von der Psychiatrischen Klinik über das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen und der Polizei bis hin zur Selbsthilfe – der Plan umfasst verschiedene Fachperspektiven zum Schwerpunktthema Sucht und Suchtarbeit. So steht unverändert die Alkoholabhängigkeit an erster Stelle aller Suchterkrankungen. Sie führt für die Betroffenen und für die Gesellschaft zu enormen Schäden. Die Alkoholsucht ist in den Krankhäusern die zweithäufigste Behandlungsdiagnose. Rund 21.000 Menschen deutschlandweit – davon 16.000 Männer und 5.000 Frauen – sterben jährlich an Erkrankungen, die ausschließlich auf den Konsum von Alkohol zurückzuführen sind oder für die der Konsum einen erheblichen Risikofaktor darstellt. In Deutschland erfolgen insgesamt rund elf Prozent aller Straftaten unter Alkoholeinfluss, davon gehen 53,5 Prozent auf Widerstand gegen die Staatsgewalt zurück, 26,2 Prozent sind Gewaltdelikte, 24,8 Prozent Vergewaltigung und sexuelle Nötigung.

    Der Plan macht auch deutlich, dass die Suchthilfe in der Region Hannover gut vernetzt ist und die Zielgruppen erreicht. Entgegen dem Bundestrend ist die Zahl der Drogentoten in den letzten 20 Jahren von 58 Menschen im Jahr auf zuletzt zwölf Tote im Jahr in der Region zurückgegangen. „Gerade in der Suchtmedizin und Suchthilfe ist die Zusammenarbeit auf allen Ebenen enorm wichtig: Nur wenn das Gesundheitswesen, die Region Hannover, die Landeshauptstadt Hannover, die Suchthilfeeinrichtungen und die Polizei gut zusammenarbeiten, können wir dieser Herausforderung etwas entgegensetzen“, erklärt Uwe Blanke, Psychiatriekoordinator und Drogenbeauftragter der Region Hannover.

    Herausgegeben wird der Sozialpsychiatrische Plan jährlich vom Sozialpsychiatrischen Dienst als Geschäftsführung des Sozialpsychiatrischen Verbundes der Region Hannover – mit wechselnden Schwerpunktthemen. Daneben finden sich Beiträge über die Arbeit des Sozialpsychiatrischen Dienstes, Tätigkeitsberichte der Gremien des Sozialpsychiatrischen Verbundes sowie einen Sonderteil Hilfen für psychisch kranke Kinder, Jugendliche und deren Familien. Insgesamt umfasst der diesjährige Plan 53 Beiträge von 68 Autorinnen und Autoren. Der Sozialpsychiatrische Plan 2020 steht unter www.hannover.de/spv zum Download zur Verfügung.

    Sozialpsychiatrischer Verbund
    Sozialpsychiatrische Angebote vernetzen und damit die Versorgung für psychisch Kranke und ihre Angehörigen in der Region Hannover verbessern: Mit diesem Anspruch wurde Ende 1997 der Sozialpsychiatrische Verbund der Region Hannover ins Leben gerufen. Heute wirken rund 100 Anbieter von Hilfeleistungen in dem Zusammenschluss mit – von Kontakt- und Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen bis hin zu stationären Einrichtungen.

    HCN/la