Wohnnebenkosten in Hannover am stärksten gestiegen

In Hannover dreht sich die Kostenspirale am schnellsten – Bremen nun zweitteuerste Landeshauptstadt
In Hannover dreht sich die Kostenspirale am schnellsten – Bremen nun zweitteuerste Landeshauptstadt(Foto: Themenfoto)

Bund der Steuerzahler vergleicht Landeshauptstädte

Hannover – Einwohner von Berlin werden am stärksten mit Wohnnebenkosten belastet, im rheinlandpfälzischen Mainz ist es am preiswertesten.

Das teils erhebliche Kostengefälle legt ein neues Ranking offen, für das der Bund der Steuerzahler (BdSt) alle 16 Landeshauptstädte im Zeitraum 2016-2019 unter die Lupe genommen hat.

In Bremen fallen nach Berlin und Hamburg die dritthöchsten Nebenkosten an. Hannover verzeichnet 2019 aufgrund deutlich gestiegener Schmutzwassergebühren den größten Kostensprung aller Landeshauptstädte und landet insgesamt auf dem fünfthöchsten Gebührenrang.

Zudem stechen in Hannover die hohen Abfallgebühren hervor, die höchsten im BdSt-Ranking. Im Bremer Ergebnis schlägt sich vor allem die hohe Grundsteuerbelastung nieder, nur in Berlin und Hamburg zahlt der Musterhaushalt höhere Grundsteuern.

Bei seinem Ranking hat der Bund der Steuerzahler die Belastung der Wohnnebenkosten für einen Drei-Personen-Haushalt in einem Einfamilienhaus in städtischer Randlage (zweigeschossig; mit 120 qm Wohn- und 300 qm Grundstücksfläche) ermittelt und dabei 6 Kostenfaktoren berücksichtigt:

Im Einzelnen sind das die Trinkwasserpreise, die Abfall-, Schmutzwasser- und
Niederschlagswassergebühren sowie die Grundsteuer und der Rundfunkbeitrag
(bundesweit einheitlich: 210 Euro/Jahr).

Mit Gesamtkosten von 1.424 Euro im Jahr 2019 ist Mainz am günstigsten, während Berlin (West) mit 2.285 Euro am teuersten ist.

Hannover verzeichnet 2019 mit einem Kostensprung von fast 75 Euro den größten Anstieg aller Landeshauptstädte und landet mit 1.883 Euro nunmehr auf dem fünfthöchsten Gebührenrang.

Vergangenes Jahr erhob Hannover „nur“ die achthöchsten Gebühren. In Bremen haben sich die Nebenkosten von 2.145 Euro gegenüber dem Jahr 2018 nicht verändert.

Insgesamt fallen in Bremen nach Berlin und Hamburg die dritthöchsten Wohnnebenkosten an. Gegenüber dem Jahr 2018 sind 7 Landeshauptstädte teurer und 3 Landeshauptstädte günstiger geworden.

Stuttgart ist Trend-Sieger mit einem Kostenrückgang von 101 Euro. Betrachtet man die Entwicklung seit dem Jahr 2016, sind hingegen 9 Landeshauptstädte teurer und 6 günstiger geworden.

Die Einwohner von Düsseldorf und Stuttgart wurden mit 91 Euro bzw. 90 Euro am deutlichsten entlastet, während in Hannover und Saarbrücken mit 120 Euro bzw. 105 Euro die stärksten Kostenanstiege zu verzeichnen sind. In Bremen legten die Nebenkosten im selben Zeitraum um 24 Euro
zu.

Die detaillierten Ergebnisse des BdSt-Checks:

Größter Wohnneben-kostentreiber ist die Grundsteuer. Hier reicht die Jahresbelastung für den Drei-Personen-Haushalt von 296 Euro im sachsen-anhaltinischen Magdeburg bis 1.050 Euro in Hamburg.

Bremen verlangt mit 1.008 Euro die dritthöchsten Grundsteuerabgaben. Der Bund der Steuerzahler hält die Belastung wegen des Hebesatzes von 695 Prozent für zu hoch und hält den Einwand des Senats, dass mit der Grundsteuer anders als in anderen Städten auch Kosten der Straßenreinigung abgedeckt seien, nicht für durchschlagend.

Hannover liegt mit 621 Euro bei einem Hebesatz von 600 Prozent 62 Euro über dem Durchschnitt aller Landeshauptstädte. Hier sieht der Bund der Steuerzahler ebenfalls Spielraum, die privaten Haushalte zu entlasten.

Bei einem durchschnittlichen Trinkwasserverbrauch (132 cbm/Jahr) zahlt der Musterhaushalt in Berlin mit 263 Euro am wenigsten, gefolgt von Hannover mit 314 Euro.

Bremen liegt mit 330 Euro ebenfalls unter dem Durchschnitt aller Landeshauptstädte (357 Euro) zu Buche, am teuersten ist es in Saarbrücken (484 Euro).

Für die Schmutzwassergebühren (ebenfalls 132 cbm/Jahr) werden durchschnittlich 309 Euro jährlich fällig.

Nahezu genauso hoch ist die Gebührenbelastung seit einer  35-prozentigen Gebührenerhöhung (von 1,72 auf 2,33 Euro/cbm) zum 1. Januar 2019 in Hannover, wo der Haushalt nun 308 Euro jährlich zahlt.

Am wenigsten zahlt er jedoch in Mainz (185 Euro). In Bremen werden mit 372 Euro zwar überdurchschnittlich hohe Gebühren fällig, aber immer noch deutlich weniger als im brandenburgischen Potsdam (607 Euro).

Die niedrigsten Niederschlagswassergebühren (130 qm vollversiegelte Fläche) verlangt mit 78 Euro ebenfalls Mainz. In Hannover liegen die Niederschlagswassergebühren mit 88 Euro unter dem durchschnittlichen Gebührensatz der Landeshauptstädte von 118 Euro.

Anders verhält es sich bei den Abfallgebühren (Bio- und Restmülltonne; je 60 Liter bei wöchentlicher bzw. 120 Liter bei zweiwöchiger Leerung; nebst Zusatzleistungen): Hier liegt Hannover trotz einer leichten Senkung um fast 6 Euro mit 343 Euro weiterhin auf dem letzten Platz.

Die hohe Belastung kann nach BdSt-Auffassung nicht mit dem Argument aus Politik und Abfallwirtschaft gerechtfertigt werden, es handle sich um einen Einheitstarif für Stadt und Umlandkommunen. In Bremen liegen die Gebühren mit 225 Euro minimal unter dem Durchschnitt aller Landeshauptstädte (230 Euro).

Hier geht’s zum vollständigen BdSt-Vergleich: BdSt-Wohnnebenkosten Vergleich 2016 – 2019

HCN/kk