Wissenschaftliches Angeln – Auf den Spuren einer eingeschleppten Fischart im Mittellandkanal

Wissenschaftliches Angeln - Auf den Spuren einer eingeschleppten Fischart im Mittellandkanal
Angeln nach wissenschaftlichen Standards: Die Angelplätze sind nummeriert und klar festgelegt. © Eva-Maria Cyrus (AVN)

Hannover – Wissenschaftliches Angeln: Ende Juni versammelten sich 15 Anglerinnen und Angler am Mittellandkanal in Sehnde, um ein besonderes Ziel zu verfolgen: das Fangen von Schwarzmundgrundeln, einer nicht-heimischen Fischart, die sich in Deutschland zunehmend ausbreitet. Diese Aktion ist Teil eines langfristigen Bürgerwissenschaften-Projekts des Anglerverbands Niedersachsen (AVN), das invasive Arten untersucht. Der Verband beteiligte sich mit diesem Angebot an der Woche der Natur der Bingo-Umweltstiftung.

Ein wissenschaftlich fundiertes Projekt

Die Schwarzmundgrundel wurde erstmals 2012 im Mittellandkanal entdeckt und hat sich seither rasant verbreitet. Diese kleinen Fische, die bis zu 25 cm lang werden können, sind äußerst anspruchslos und wurden ursprünglich als blinde Passagiere im Ballastwasser von Schiffen eingeführt. Sie ernähren sich von Muscheln, Krebstieren, kleinen Jungfischen und Laich, wodurch sie heimische Arten wie die Mühlkoppe verdrängen.

Angeln nach wissenschaftlichen Standards

Das AVN-Team möchte die Verbreitung nicht-heimischer Fischarten in Niedersachsens Gewässern erforschen. Dazu führt eine Gruppe von Anglerinnen und Anglern zweimal im Jahr an festgelegten Stellen im Mittellandkanal Probebefischungen durch. Die Fänge werden bestimmt, gemessen und gewogen, die Daten anschließend ausgewertet. Zudem hat der Verband eine Alien-Spotter-App entwickelt, über die Anglerinnen und Angler das ganze Jahr über ihre Fänge oder Beobachtungen gebietsfremder Arten melden können.

Möglichkeiten der Bekämpfung

Schwarzmundgrundeln und andere invasive Grundelarten sind, einmal im Gewässer angekommen, kaum mehr loszuwerden. Fischereibiologe Andreas Maday betont die Bedeutung der Prävention: Menschen sollten nicht leichtsinnig Grundeln in Gewässer setzen, und Angelvereine sollten darauf achten, dass bei Fischbesatz keine unerwünschten Arten eingebracht werden. Maday weist auch darauf hin, dass stark veränderte Gewässer invasive Arten begünstigen, da diese mit unwirtlichen Bedingungen besser zurechtkommen als heimische Arten.

Kulinarische Nutzung als Notlösung

Maday ist überzeugt, dass die Schwarzmundgrundel im Mittellandkanal bleiben wird. Ein kleiner Trost: In Panade frittiert sind die „lästigen Beifänge“ durchaus schmackhaft. Jarle Langner, ein Freiwilligendienstler beim AVN, präsentierte den Veranstaltungsteilnehmenden in einer Kochshow sein Spezialrezept für frittierte Grundeln. Auch gekochte invasive Signalkrebse wurden angeboten. „Manchmal muss man aus der Not eine Tugend machen“, erklärt Maday das ungewöhnliche Menü. Dennoch sei dies kein Grund, sich über diese Arten zu freuen oder sie gar weiter zu verbreiten, da der ökologische Schaden immens sein kann.

HCN/aw