Hannover – Unterwegs zum Nordkap für letzte Herzenswünsche. Drei junge Männer aus der Wedemark machen mit beim „Baltic Sea Circle“, fahren mit einem VW Passat (Baujahr 1997) rund 7.500 Kilometer.
Vor und während der Rallye sammelt das Team „Durstige Dorfkinder“ Spenden für den ASB-Wünschewagen. Ihre Unterstützer, die Firmen Kretschmer GmbH Garten-, Land-schafts- und Sportplatzbau, die ART-line GmbH und die ipr Werbeagentur GmbH, haben schon 1.750 Euro vorab gespendet.
Nach entspannter Urlaubsreise hört sich das Vorhaben von Hendrik Rose (24), seinem Bruder Felix (22) und Hans-Jürgen Gutowski (31) nun so gar nicht an. Eher nach dem Road Trip ihres Lebens! Denn die drei jungen Männer aus der Wedemark starten am 18. Juni von Hamburg aus auf zur großen Abenteuerreise. Und die führt sie bei der Charity-Rallye „Baltic Sea Circle“ (https://superlative-adven-ture.com/baltic-sea-circle.html) einmal um die Ostsee, durch neun Länder bis zum Nordkap. 16 Tage haben sie Zeit, rund 7.500 Kilometer liegen vor ihnen. Statt im bequemen Geländewagen geht es für das Trio im betagten VW Passat 3B (Baujahr 1997) über die Piste – es ist nämlich eine der Teilnahme-bedingungen für die Rallye, dass das Gefährt mindestens 20 Jahre alt sein muss. Der Passat hat kein Navi. Nur mit Karte und Kompass geht es für sie auf die Tour Richtung Norden. Autobahnen sind da-bei tabu. Die Strapazen – alles für den guten Zweck: Denn die Drei, die als „Durstige Dorfkinder“ an den Start gehen, wollen mit ihrer Aktion Spenden für das Ehrenamtsprojekt „Der Wünschewagen“ vom Arbeiter-Samariter-Bund Niedersachsen e.V. (ASB) sammeln. Und so todkranken Menschen, die sich selbst nicht mehr an ihre Sehnsuchtsorte begeben können, dabei helfen, einen letzten Wunsch erfüllt zu bekommen.
Per „Roadbook“ erhält das Team um Hendrik Rose Aufgaben, welche unterwegs in Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland und Litauen, am Polarkreis und am Nordkap erle-digt und mit Fotos dokumentiert werden müssen. Knapp 400 Rallyeteams gehen an den Start. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt das Rennen.
Auf Bedürfnisse Todkranker aufmerksam machen
Natürlich treibt sie auch ein Stück Abenteuerlust an, vor allem aber das Ziel, Spenden für den ASB-Wünschewagen zu sammeln, auf die besonderen Bedürfnisse todkranker Menschen aufmerksam zu machen. Die Oma von Hendrik und Felix Rose ist selber schwerst erkrankt, wird von der Familie be-treut und umsorgt. Sie ist mittlerweile kaum noch ansprechbar und zu schwach, um ihr noch einen letzten Herzenswunsch zu ermöglichen. Da aber auch der Vater der beiden Brüder früher als Ret-tungssanitäter gearbeitet hat, wissen sie, welche große Strahlkraft letzte Wünsche haben können. Schon 2019 wollten die „Durstigen Dorfkinder“, die sich von Kindheitsbeinen an kennen, zugunsten des ASB-Wünschewagen auf den Weg zum Nordkap machen. Doch dann kam Corona und die Rallye wurde abgesagt.
Die Pandemie-Pause haben die drei Reisenden jedoch bestens genutzt: Sie haben großzügige Spender gefunden, die ihr Vorhaben tatkräftig und finanziell unterstützen. So hat Kjell Gutzke, Chef der beiden Rose-Brüder und Geschäftsführer der Kretschmer GmbH – Garten-, Land-schafts- und Sportplatzbau, den als Teilnahmebedingung eingeforderten „Spenden-Startbetrag“ von 750 Euro gesponsert, bei seinen Geschäftspartnern weitere Mitstreiter gewinnen können: Die Firma ART-line aus Langenhagen beklebte das Rallye-Fahrzeug, spendete zudem 500 Euro. Die ipr-Werbeagentur GmbH aus Hannover machte den Entwurf für das Layout, gab ebenfalls 500 Euro zu-gunsten letzter Herzenswünsche.
Reise an einen letzten Sehnsuchtsort: Das ist der ASB-Wünschewagen
Seit November 2017 erfüllt der Wünschewagen, ein Ehrenamtsprojekt vom ASB-Landesverband Nie-dersachsen e.V., die letzten Wünsche von schwerkranken und sterbenden Menschen. Wunschfahr-ten führen die besonderen Reisenden auf letzte Wunschwege – wenn der gesundheitliche Zustand es erfordert, auch im Rollstuhl oder mit Beatmungsgerät und Magensonde. Denn das Fahrzeug ist ein auf die speziellen Bedürfnisse der Fahrgäste konstruierter Krankentransporter. Ausgestattet ist er u.a. anderem mit notfallmedizinischer Ausstattung, speziellen Stoßdämpfern, einer Musikanlage und einem harmonischen Arrangement aus Licht und Glas, das die „Reise“ zum Wohlfühl-Erlebnis werden lässt. Eine verspiegelte Rundum-Verglasung erlaubt einen Panoramablick nach draußen, während neugierige Blicke ins Innere des Wagens ausgeschlossen sind. 264 Fahrten hat das Wünschewagen-Team bisher begleitet. Diese führten u.a. an den Hamburger Hafen, zum „Rock am Ring“, auf die Arena nach Schalke und an den Timmendorfer Strand. Der jüngste Fahrgast war ein vierjähriges Mäd-chen aus Peine, die älteste Reisende eine 99-jährige Hannoveranerin. Das Projekt finanziert sich aus-schließlich über Spenden und ASB-Mitgliedsbeiträge und durch das Engagement freiwilliger „Wun-scherfüller:innen“ – qualifizierte medizinische Fachkräfte aus ganz Niedersachsen – , die die Fahrten begleiten. Reisenden und ihren vertrauten Begleitpersonen entstehen keine Kosten. Mehr Infos: www.wuenschewagen-niedersachsen.de
HCN/bs