Schnelle Befunde dank virtueller Mikroskopie am KRH Klinikum Nordstadt

Pathologie-Mitarbeiter Christopher Gellner präpariert die Gewebeproben für den Scanner. Foto: KRH

Hannover – Lange Postwege, lange Entscheidungsprozesse und lange Wartezeiten  sind Relikte der Vergangenheit. Die neuen technischen Möglichkeiten der Telemedizin schaffen Austausch und Sicherheit. Wie das funktioniert, zeigt sich beispielhaft in der KRH Pathologie.

Prof. Dr. Ludwig Wilkens leitet am KRH Klinikum Nordstadt die zentrale Pathologie des KRH-Verbundes. Foto: KRH

Die Arbeit der Pathologen läuft im Hintergrund. Entscheidet ein Arzt, dass sich eine Patientin aufgrund ihres Brustkrebses einer Chemotherapie unterziehen sollte, dann hat dies vorher ein Pathologe anhand einer Gewebeprobe diagnostiziert und durch weitere Untersuchungen des Tumorgewebes eine Empfehlung gegeben.

Prof. Dr. Reinhard von Wasielewski ist ein solcher Pathologe im Team der KRH Pathologie und sitzt am KRH Klinikum Nordstadt. Bei ihm dreht sich alles um Gewebeproben. Er begutachtet und analysiert gesunde oder kranke Zellverbände. Ein klar definierter Prozess: Der erkrankten Person wird eine Gewebeprobe entnommen. Der ärztliche Dienst leitet die Gewebeprobe in einer Fixierflüssigkeit weiter an das Institut für Pathologie, das am KRH Klinikum Nordstadt sitzt. Hier wird die Probe weiterbearbeitet und danach in Wachs gegossen, um sie für die Untersuchung unter dem Mikroskop schneiden zu können. Die tausendstel Millimeter dünnen Scheiben werden auf Glasplättchen aufgezogen und zur Untersuchung gefärbt.

Bis Anfang 2019 musste der Objektträger immer dahin reisen, wo der Experte mit seinem Mikroskop war. Das hat sich nun grundlegend geändert. Die Objektträger mit den eingefärbten Gewebeproben lassen sich nun mithilfe eines Spezialgerätes einscannen. Dieser Scanner macht Bilder der Proben mit 400-fachem Zoom. Die Vorteile dieser Methode liegen für Prof. Dr. Ludwig Wilkens, Chefarzt der KRH Pathologie, auf der Hand: „Die Verarbeitung von eingescannten Proben vereinfacht viele Abläufe enorm. Wir kooperieren mit Kollegen in Bielefeld und Gifhorn, aber auch die Wege innerhalb des KRH können wichtige Zeit kosten. Haben uns die Proben erreicht, dann können wir diese aufbereiten und danach als Scan befunden. Die virtuelle Mikroskopie, also die Analyse von gescannten Gewebeproben auf dem Computer, lässt die Ergebnisse schneller zum Patienten kommen.“

Erreicht Prof. von Wasielewski eine Probe, öffnet er den Scan auf seinem Monitor und kann sich nun Zellen und Gewebeverbände anschauen. Dabei kann er beliebig hinein- und herauszoomen wie bei einem konventionellen Mikroskop, mithilfe des Computerprogramms Abstände und Größen der Zellen messen, Screenshots von interessanten Bereichen machen oder sich im Bild Erinnerungsmarken setzen. Bei Bedarf kann er das alles noch im Netzwerk per Mausklick teilen und diskutieren. Er diktiert seine Befunde direkt in den Computer. Der Schreibdienst erstellt die schriftlichen Befunde, und nach Kontrolle durch einen Facharzt werden sie an den behandelnden Arzt versandt.

„Von uns Pathologen möchte der behandelnde Arzt vor Ort wissen, ob ein Tumor gutartig oder bösartig ist und darüber hinaus, welche weiteren Eigenschaften am individuellen Tumorgewebe vorliegen, die für die Festlegung der optimalen Therapie entscheidend sein können“, fügt Prof. von Wasielewski hinzu. Doch die Analyse von Gewebeproben erfordert viel Spezialisierung und Austausch. „Für die verschiedenen Organe und Arten von Krebs gibt es über ganz Europa verteilt Experten. Möchte man zu seiner Probe eine zweite Meinung einholen, dann kann das heute dank der Telepathologie viel schneller und genauer geschehen. Die Scans sind innerhalb von Minuten ausgetauscht, zudem sind durch die Markierung von bestimmten Bereichen die Fragestellungen präziser. „Die virtuelle Mikroskopie ist ein echter Fortschritt“, ergänzt Chefarzt Prof. Wilkens.

HCN/bs