Nach 82 Jahren: Die wundersame Rückkehr der TET-Göttin

Mysteröser Grabsteinfund. GCN

Eine historische Rotstein-Figur von Bernhard Hoetger ist aufgetaucht. Die Rotstein-Variante der TET-Göttin in der Kunstwissenschaft ist bislang offenbar unbekannt. Die Statue ist im Eingangsbereich des Bahlsen Stammhauses zu besichtigen.

Mitte der 1930er Jahre zum Schutz vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten versteckt – dann vergessen: Vor wenigen Tagen fand die „TET-Göttin“ nach über 80 Jahren ihren Platz im Eingangsbereich des Bahlsen Stammhauses wieder. Bei der Figur handelt es sich um eine rund 100 Jahre alte, 400 Kilogramm schwere und 1,54 Meter hohe Rotstein-Skulptur aus sächsischem Porphyr von Bernhard Hoetger (1874-1949). Nach ersten Erkenntnissen war deren Existenz in der Kunstwissenschaft bislang offenbar unbekannt.

(Foto: Bahlsen GmbH & Co. KG)

Vor einigen Monaten erreichte das Unternehmen Bahlsen ein Schreiben mit dem Hinweis auf eine historische Skulptur aus ehemaligem Bahlsen-Besitz. Die Statue stand nach heutigem Kenntnisstand vor dem zweiten Weltkrieg im Eingangsbereich des heutigen Verwaltungsgebäudes in der Podbielskistraße 11 in Hannover, woran in den letzten Jahrzehnten lediglich ein verlassener Rotsteinsockel erinnerte. Erst mit dem Schreiben der Erben einer ehemaligen Steinmetz-Familie konnten erste Anhaltspunkte zum Verschwinden der Figur gewonnen werden. Demnach lief die fremdländisch anmutende Skulptur Gefahr, als „entartete Kunst“ den Nationalsozialisten zum Opfer zu fallen und wurde Mitte der 1930er Jahre zum Schutz vor möglicher Zerstörung bei einem Steinmetz ausgelagert. Zwischen dessen Skulpturen zunächst versteckt, bekam die TET-Göttin später einen Platz in der äußersten Ecke des ummauerten Gartens der Steinmetz-Familie – zuletzt abgeschirmt durch sperriges Gestrüpp, wo sie sich bis zur Übergabe an Bahlsen befand.

Nach fachkundiger Begutachtung wurde entschieden, außer einer Reinigung keine kosmetischen Eingriffe vorzunehmen. Die Rotstein-Figur ist öffentlich im äußeren Eingangsbereich des Bahlsen Stammhauses zugänglich.

TET stammt aus dem alt-ägyptischen und steht für „ewig während / ewig andauernd“ und ist abgesehen von einer kurzen Zeit bereits seit Jahrzehnten Bestandteil des Bahlsen Corporate Logos.

Auf Spurensuche

Unternehmensgründer Hermann Bahlsen (1859-1919) war zwischen 1916 und 1919 Auftraggeber und generöser Förderer von Bernhard Hoetger. Gemeinsam planten sie das groß angelegte TET-Stadt-Projekt, das eine neue Fabrik mit Verwaltungs- und Repräsentationsgebäude sowie die komplette Infrastruktur einer ganzen Stadt für die Mitarbeiter der Fabrik vorsah. Bekannt ist, dass Hoetger eine TET-Göttin in Bronze schuf, die einen zentralen Platz im geplanten Repräsentationsbau finden sollte. Nach Fertigstellung wünschte sich Hermann Bahlsen von Hoetger offenbar eine weitere Skulptur mit dem Motiv der TET-Göttin und zwar als Schmuck für sein Verwaltungsgebäude. Ein Modell wurde angefertigt, das Material festgelegt und dann muss die Arbeit ins Stocken geraten sein.  Als die Rahmenbedingungen für die TET-Stadt aus Sicht von Hermann Bahlsen nicht mehr gegeben schienen, erklärte er das Projekt dem Künstler gegenüber 1919 endgültig für gescheitert. Kurz darauf starb der Gründer. Die rote TET-Göttin entstand dennoch, zusammen mit anderen Schmuckelementen für den Eingangsbereich des Stammhauses.

Heute sind diese Kunstwerke in Stein gemeißelte Zeugen für die Zusammenarbeit zwischen Hoetger und Bahlsen: Flache Reliefs zeigen die Porträts von Hermann Bahlsen mit seinen vier Söhnen und ihnen gegenüber das mädchenhafte Profil seiner Frau. Auch die dekorativen Stein-Kübel, die jahrzehntelang den leeren roten Sockel gerahmt haben und nun die Einheit aus Sockel und TET-Göttin flankieren, sind Hoetger zuzuschreiben.

Erste Recherchen haben gezeigt, dass die Rotstein-Variante der TET-Göttin in der Kunstwissenschaft bislang offenbar unbekannt ist. Dokumentiert ist lediglich die schwarz patinierte Bronze-Fassung (1917).

Über das Unternehmen Bahlsen

Bahlsen gehört zu den bekanntesten Unternehmen in Deutschland. Mit seinen Marken BAHLSEN, LEIBNIZ, Brandt und PiCK UP! ist das Familienunternehmen aus Hannover Marktführer im deutschen Süßgebäckmarkt und europaweit einer der führenden Anbieter. Seit Unternehmensgründer Hermann Bahlsen vor über 125 Jahren den Leibniz Keks erfand, entwickelt sich das Unternehmen stetig weiter und begeistert seine Kunden neben den bekannten Klassikern kontinuierlich mit Innovationen. Bahlsen produziert in insgesamt sechs Werken in Deutschland und Polen und liefert jährlich über 142.000 Tonnen Gebäck in mehr als 55 Länder weltweit. Mit insgesamt rund 2.830 Mitarbeitern erwirtschaftet die Bahlsen-Gruppe einen Umsatz von 559 Millionen Euro (2017).

HCN/ap