Audio- und Videoführung für fremdsprachige Besucherinnen und Besucher
Hannover. Mit der Einführung des Mediaguide Systems hält die Gedenkstätte Ahlem einen weiteren, wichtigen Bestandteil der Neukonzeption des Erinnerungsortes vor. Das von tonwelt gestaltete multimediale Angebot macht die deutschsprachige Dauerausstellung auch für fremdsprachige Besucherinnen und Besuchern zugänglich, die bisher auf eine Führung angewiesen waren. Das erweiterbare System des so genannten „Supra Guide Touch“ bietet außerdem die Möglichkeit, neue Inhalte einzupflegen und somit neue thematische, biografische oder zielgruppenbezogene Angebote zu entwickeln und zur Verfügung zu stellen.
Durch den integrierten berührbaren Bildschirm des Gerätes können nicht nur Audio-, sondern auch Videoinformationen abgerufen werden. Außerdem müssen Besucherinnen und Besucher die Inhalte des Guides nicht durch Eingabe einer Nummer abrufen, wie es in anderen Museen oder Gedenkstätten üblich ist. Der Mediaguide der Gedenkstätte Ahlem erkennt die Position der Besucherinnen und Besucher in der Dauerausstellung und im Gartenbereich und spielt die Multimediaführung dadurch automatisch ab. „Besucherinnen und Besucher können sich also voll und ganz auf den Rundgang einlassen, ohne sich über Nummern, Karten und Standorte permanent die relevanten Informationen zusammensuchen zu müssen“, erklärt Shaun Hermel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Ahlem. Dabei haben Besucherinnen und Besucher bei Ausgabe des Gerätes die Möglichkeit, entsprechend ihrem Interesse (und ihrer Sprachkenntnisse) die für sie geeignete Führung selbst zu wählen.
Zunächst bietet die Gedenkstätte eine Basisführung in deutscher und englischer Sprache an. Dieses Angebot wird bis zum Herbst um Hebräisch und Leichte Sprache erweitert. Die Basis-Führung dauert etwa eine Stunde und bietet einen grundlegenden Einblick in die Besonderheiten der Geschichte des Ortes. Ein erweitertes Angebot stellt die „Basis plus“-Führung dar. Besucherinnen und Besucher, die mehr Zeit zur Verfügung haben oder den Ort bereits kennen, erhalten detaillierte Informationen, Hintergrundwissen zur Ausstellungsgestaltung und Quellenlage, einen Rundgang über das Außengelände sowie Einblicke in die tägliche Gedenkstättenarbeit. Dies geschieht über Audio- und Videoinformationen und wird ebenfalls auf Deutsch, Englisch und Hebräisch angeboten.
Darüber hinaus sind virtuelle Führungen mit Personen durch die Ausstellung geplant, deren Biografie mit dem Ort der ehemaligen Gartenbauschule verbunden ist. So haben Besucherinnen und Besucher ab Herbst die Möglichkeit, einen Rundgang mit der Zeitzeugin Ruth Gröne durch die Ausstellung zu unternehmen. Dabei folgt Gröne mit den Besucherinnen und Besuchern den „Spuren ihres Vaters“ – virtuell durch die Ausstellung. Weitere Formate dieser Art sind in Planung, zum Beispiel mit Iftach Shachar, Enkelsohn des Gartenbauabsolventen Shlomo Weinberg-Oren, einem der bekanntesten Landschaftsarchitekten in Palästina und Israel.
Das ganze System wird permanent mit neueren Inhalten erweitert. Zum Beispiel sollen Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, in Workshops und Projektwochen ihre eigenen Eindrücke und Berichte über die Auseinandersetzung mit Holocaust und Nationalsozialismus zu hinterlassen. Die daraus entstehenden Videos könnten Teil eines zielgruppenspezifischen Angebotes werden und so auch zur weiterführenden Diskussion anregen. „Damit wird der Besuch der Gedenkstätte Ahlem noch partizipativer“, erklärt Shaun Hermel. „Schülerinnen und Schüler bekommen die Möglichkeit, sich aktiv an den Ausstellungsinhalten der Gedenkstätte zu beteiligen und werden mit ihren Ergebnissen auch ernst genommen. Das garantiert einen nachhaltigen Lernerfolg.“
HCN/ap