KRH Klinikum Nordstadt setzt mit neuem Angebot auf Chancengleichheit in der Pflege

Die angehenden (stellvertretenden) Stationsleiterinnen aus dem KRH Klinikum Nordstadt: Silke Peschke, Maria del Mar Vilela Estevez und Inga Timm (v.l.)./ Foto: KRH

Hannover – Die Pflege ist mit 80 Prozent Frauenanteil ein weiblich dominiertes Berufsfeld – und trotzdem ist der Anteil an weiblichen Führungskräften verhältnismäßig gering.

Woran könnte das liegen? „Ich glaube, dass Männer oft besonders zielstrebig und auch pragmatischer sind, wenn es darum geht, einen bestimmten Karriereweg einzuschlagen“, vermutet Silke Peschke, Gesundheits- und Krankenpflegerin in der Neurologischen Intensivstation / Stroke Unit im KRH Klinikum Nordstadt. „Wir Frauen tendieren wahrscheinlich eher dazu, uns vorher ausreichend absichern zu wollen, ehe wir den nächsten Karriereschritt gehen, während Männer ihn einfach gehen und dabei auch potentielle Risiken in Kauf nehmen.“ „Das ist ein interessanter Gedanke“, stimmt ihre Kollegin von der Intensivstation A1, Maria del Mar Vilela Estevez, ihr zu. „Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen oft lernen, ihrem Umfeld gerecht werden zu müssen und viel Verantwortung für Andere zu übernehmen. Genau das macht uns auch zu guten Führungskräften.“

Neues Wissen an die Hand geben

Silke Peschke, Maria del Mar Vilela Estevez und ihre Kollegin Inga Timm aus der Altersmedizin und Frührehabilitation haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen eine Leitungsebene erreichen und somit die Entwicklung des Standortes aktiv mitgestalten. In dem neuen Trainee-Programm für angehende Leitungskräfte in der Pflege des Klinikums Nordstadt, das unter der Führung des Pflegedirektors Sascha Rehberg entwickelt wurde, werden ihnen die dafür notwendigen Inhalte und Kompetenzen an die Hand gegeben.

„Das Trainee Programm nimmt gerade richtig Fahrt auf. Es ermöglicht Pflegenden bei uns, sich in Sachen Leitungsaufgaben schon einmal auszuprobieren und verschiedene neue Bereiche kennenzulernen“, erläutert Ina Wieben, Referentin der Pflegedirektion.

„Dazu findet unter absolut strengen Hygienevorgaben auch regelmäßiger Präsenzunterricht mit geschulten Dozent*innen statt. Die Trainees lernen beispielsweise, wie sie einen Urlaubs- und Dienstplan erstellen, oder wie sie ein Mitarbeiterzeugnis ausstellen.“ Außerdem bestehe die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und sich mit Kolleg*innen von anderen Stationen auszutauschen. Ziel ist es, Pflegekräfte aus den eigenen Reihen für die Fachweiterbildung für Leitungsaufgaben in der Pflege (FLP) zu begeistern und somit neue Führungskräfte zu rekrutieren. „Wir möchten für mehr Chancengleichheit am Standort sorgen“, betont Wieben. „Dazu möchten wir mit dem Angebot auch weibliche Pflegekräfte ermutigen und motivieren, im Nordstadt eine Führungskarriere anzustreben.“

Karriereweg nicht geplant

Keine von den drei Frauen hätte sich vor ein paar Jahren schon vorstellen können, eines Tages eine Führungsposition zu übernehmen.

„Ich bin eigentlich gelernte Altenpflegerin“, erzählt Inga Timm. „2019 habe ich hier im Nordstadt angefangen. Da hätte ich nie gedacht, dass ich zwei Jahre später die Chance bekomme, eine Station in einem Krankenhaus zu leiten.“ Mit viel Ehrgeiz schaffte sie es, sich die neuen Abläufe und Schwerpunkte schon in sehr kurzer Zeit anzueignen. „Dabei bekam ich auch jederzeit Unterstützung von meinem Team“, sagt Timm. Über ein Stellengesuch im Intranet sei sie dann auf das Trainee-Programm aufmerksam geworden.

Auch ihre beiden Kolleginnen haben eher durch Zufall von dem Programm erfahren und sich angemeldet, nachdem einige Veränderungen auf den Leitungsebenen ihrer Stationen eingetreten waren. „Ich habe drei Kinder zu Hause und muss daher bezüglich meiner Arbeitszeiten immer besonders flexibel sein“, erzählt Silke Peschke. „Glücklicherweise herrscht am Standort eine große Bereitschaft, den Mitarbeiter*innen – auch den Leitungskräften – individuell angepasste Dienstzeitmodelle anzubieten.“ Vom Direktorium und vom Team bekomme sie immer viel Rückenstärkung: „Alle sind hier sehr offen und entgegenkommend. So macht Verantwortung übernehmen auch Spaß.“

HCN/ds