Conti-Gebäude in Wasserstadt Limmer müssen abgerissen werden – Neugestaltungswettbewerb startet im März

Conti-Gebäude in Wasserstadt Limmer müssen abgerissen werden - Neugestaltungswettbewerb startet im März
Foto: HCN

Hannover – Conti-Gebäude in Wasserstadt Limmer: Seit 1999 stehen sie leer – die als „Conti-Gebäude“ bekannten ehemaligen Produktionshallen des Reifenherstellers in Linden-Limmer.

Gebäude sollten erhalten werden

2001 erwarb der Bauunternehmer Papenburg das Ensemble und sollte die historischen Gebäude erhalten, die zum zweiten Bauabschnitt der Wasserstadt Limmer gehören. Dieser Plan ist nun leider gescheitert. Die Schadstoffbelastung innerhalb der Gebäude ist zu hoch – sie müssen einem Neubau weichen.

Architekten-Wettbewerb für Neubau

Für diesen wird im März ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt. Die Stadtverwaltung hat einige Anforderungen an den Neubau gestellt, die auch Inhalt des Wettbewerbs sein werden. „Die große geschichtliche Bedeutung und städtebauliche Prägnanz der alten Industriegebäude, die einen hohen Identifikationswert für Limmer aufweisen, muss sich in dem neuen Gebäudeensemble wiederfinden“, erklärt Stadtbaurat Thomas Vielhaber.  „Schließlich sind die ehemaligen Produktionsgebäude entlang des Stichkanals ein wichtiges Zeugnis der klassizistisch anmutenden Industriebaukunst aus der Zeit des ersten Weltkrieges“, so Vielhaber.

Historischer Bestand soll neu interpretiert werden

Der Wunsch der Stadtverwaltung ist, dass der historische Bestand unter Berücksichtigung der Örtlichkeit neu interpretiert wird:

  • In dem Gebäude entlang des Stichkanals sollen vorwiegend Wohnungen entstehen, aber auch eine belebte Erdgeschosszone, die sich zum Wasser öffnet.
  • In dem zweiten Gebäude parallel zur Wunstorfer Straße sollen nach Möglichkeit im Erdgeschoss gewerbliche Nutzungen und in den oberen Geschossen Büros möglich sein.

Die konkrete Aufgabenstellung wird zurzeit in Abstimmung zwischen der Landeshauptstadt Hannover und der Firma Papenburg entwickelt.

Öffentliche Informationsveranstaltung im April

Für April ist eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant. Hierbei sollen alle Details genau erläutert werden. Wenn alles nach Plan läuft, kann der Siegerentwurf bereits im Herbst vorliegen.

Langer denkmalrechtlicher Prozess

Der Entscheidung zum Abriss der Gebäude ist ein langer denkmalrechtlicher Prozess vorausgegangen. In den denkmalgeschützten Gebäuden war eine NitrosaminBelastung nachgewiesen worden. Nitrosamine gelten als stark Krebs erregend. 2022 beauftragte die städtische Denkmalschutzbehörde auf eigene Kosten zwei Gutachter zur Erstellung eines Konzepts für einen möglichen Erhalt und die Umnutzung der Gebäude. Das Konzept sah eine „Haus-in-Haus-Lösung“, also einen Neubau innerhalb der historischen Klinkerfassade, vor. Dabei ist laut Gutachtern eine gesundheitlich gefahrlose Nutzung der Räume möglich.

Leider wurde dieses Konzept seitens der zuständigen Gesundheitsbehörden von Region und Land nicht mitgetragen, sodass die Bauverwaltung nur feststellen konnte, dass eine Nutzung des Baudenkmals zu Aufenthaltszwecken ausscheidet. Ohne diese dauerhafte Nutzungsperspektive musste der Abriss unter bestimmten Auflagen im vergangenen Oktober genehmigt werden.

Viele Auflagen

Zu den Auflagen gehören eine grafische Bestandsaufnahme sowie eine umfangreiche Dokumentation. Die Verbindungsbrücke zwischen dem Denkmal Wunstorfer Straße 130 (Gebäude eins) und dem Gebäude zwei wurde zudem als zu erhaltenes Einzeldenkmal identifiziert und muss in das Projekt integriert werden.

Rahmenbedingungen für den 2. Bauabschnitt

Im Januar einigte sich der Verwaltungsausschuss der Landeshauptstadt Hannover über die Rahmenbedingungen für den zweiten Bauabschnitt der Wasserstadt Limmer. Es gibt nun konkrete Vorgaben zum städtebaulichen Entwurf, der städtebaulichen Dichte, der Größe der öffentlichen Grünflächen und eines Verkehrskonzeptes. Außerdem muss die Firma Papenburg einen beschlussfähigen Antrag auf Einleitung eines Vorhaben- und Erschließungsplans für die Neubebauung anstelle der zum Abriss vorgesehenen stadtbildprägenden Produktionsgebäude vorlegen. Dieser liegt mittlerweile vor und wird den politischen Gremien nun zum Beschluss vorgelegt.

Bauunternehmer Günther Papenburg dazu: „Es ist beruhigend, dass über 20 Jahre nach der Stilllegung des Werkes und unzähliger Beprobungen und Sanierungskonzepte nun ein Beschluss gefasst wurde, welcher zwar das ursprüngliche Gebäude nicht erhält, aber neue Chancen für das Quartier der Wasserstadt und die gesamte Stadt Hannover bietet. Ein Gebäude mit 100-jähriger Geschichte macht Platz für einen Neuanfang, welcher den Ort und die Menschen für weitere 100 Jahre im Ensemble mit den Denkmälern des Conti-Turms und des Verwaltungsgebäudes prägen und bereichern wird.“

Der Gremienlauf startet am Mittwoch, 21. Februar, in der Bezirksratssitzung des Stadtbezirks Linden-Limmer. Wenn der Bezirksrat zustimmt, dann werden zunächst der Bauausschuss, der Umweltausschuss und schließlich der Verwaltungsausschuss der Landeshauptstadt darüber beraten.

HCN/aw