Hannover – Cannabis-Modellprojekt in Hannover abgelehnt, Landeshauptstadt und MHH zeigen sich irritiert und reagieren mit Unverständnis
Überraschende Entscheidung der Bundesbehörde
Die Ablehnung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für das erste Cannabis-Modellprojekt Deutschlands sorgt für große Überraschung. Das Projekt, das in mehreren Verkaufsstellen in den Städten Hannover und Frankfurt umgesetzt werden sollte, sah eine kontrollierte Abgabe von Cannabis unter wissenschaftlicher Begleitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) vor. Die Sanity Group, als Kooperationspartner, wird vorerst nicht in der Lage sein, das Vorhaben zu realisieren.
Begründung der Ablehnung
Die BLE argumentiert, dass das Konsumcannabisgesetz in seiner aktuellen Form keine gesetzliche Grundlage für die Erteilung einer Erlaubnis bietet. Das beantragte Modellprojekt sollte die Auswirkungen einer kommerziellen Cannabis-Lieferkette auf den Gesundheits- und Jugendschutz sowie den Schwarzmarkt wissenschaftlich untersuchen. Laut BLE ist dieses Vorgehen jedoch nicht ausreichend durch das Konsumcannabisgesetz geregelt. Die Sanity Group hat bereits Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt.
Kritik aus der Landeshauptstadt und der MHH
Die Sozialdezernentin von Hannover, Sylvia Bruns, äußert sich kritisch zur Entscheidung der Behörde. Sie betont, dass der legale Konsum von Cannabis eine neue gesellschaftliche Realität darstellt, deren Auswirkungen bisher weitgehend unbekannt sind. Das geplante Modellprojekt sollte dazu dienen, den Cannabis-Konsum besser zu begleiten und Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Drogenpolitik zu sammeln. Die Ablehnung des Projekts wird als verkenntnisreich angesehen und erschwert die Entwicklung von Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen.
Wissenschaftliche Perspektive
Prof. Dr. Kirsten Müller-Vahl, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie an der MHH, bedauert die Entscheidung der BLE. Erste Umfrageergebnisse zeigen, dass der Cannabiskonsum in Deutschland trotz der Teillegalisierung nicht gestiegen ist und dass viele Menschen einen legalen Zugang bevorzugen. Das geplante Forschungsprojekt hätte wichtige Daten liefern können, um die Auswirkungen des Verkaufs von Cannabis auf den Konsum, die Gesundheit und den illegalen Markt zu untersuchen.
Ziele des Modellprojektes in Hannover
Das Modellprojekt in Hannover sollte über fünf Jahre laufen und volljährigen Teilnehmenden einen legalen Zugang zu Cannabisprodukten ermöglichen. Ziel war es, das Konsumverhalten zu analysieren und die Auswirkungen auf den Gesundheits- und Jugendschutz sowie den Schwarzmarkt zu untersuchen. Eine bessere Integration der Konsumenten in das Präventions- und Hilfesystem sollte angestrebt werden.
Schwarzmarkt und Qualität von Cannabis
Die Sanity Group hat bereits eine Stichprobenerhebung in 30 deutschen Städten durchgeführt, darunter auch Hannover. Die Ergebnisse zeigen, dass auf dem Schwarzmarkt gesundheitliche Risiken durch Verunreinigungen und verbotene Substanzen bestehen. In Proben aus Hannover wurden beispielsweise Rückstände von in der EU verbotenen Pestiziden sowie Kokain gefunden.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Abgabe der Cannabismengen erfolgt im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Für Teilnehmende im Alter von 18 bis 21 Jahren gelten besondere Abgabemengen und THC-Höchstgrenzen. Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr die Grundlage für die Teillegalisierung von Cannabis geschaffen, um durch Qualitätskontrollen den Gesundheitsschutz zu verbessern und die Aufklärungsangebote auszubauen.













