Schafe fördern Biodiversität auf Hannovers „Monte Müllo“

Schafe fördern Biodiversität auf Hannovers „Monte Müllo“
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Hannover – Schafe fördern Biodiversität: Der Nordberg in Hannover, einst eine Mülldeponie, wird derzeit von rund 500 Schafen beweidet. Diese Maßnahme ist Teil eines umfassenden Pflegekonzeptes zur Förderung der Biodiversität auf dem Gelände der Abfallwirtschaft Region Hannover (aha). Bereits zum zweiten Mal in Folge weiden die Tiere über die Sommermonate auf dem renaturierten Areal.

Roland Middendorf, Leiter der Abfallbehandlung bei aha, erklärte: „Die Schafbeweidung ist Teil eines Pflegekonzeptes zur Verbesserung der Biodiversität. Letztes Jahr wurde erstmalig eine Teilfläche von etwa 2,8 Hektar auf dem Nordberg beweidet. In diesem Jahr werden wir fast den gesamten Deponiekörper beweiden.“ Diese Maßnahme wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover entwickelt, das eine Kombination aus der sogenannten Streifenmahd und der Schafbeweidung empfahl.

Schafe verhindern Verbuschen und Verholzen

Die Schafe tragen wesentlich zur Offenhaltung und Pflege der Grünlandflächen bei. Sie verhindern das Verbuschen und Verholzen der Flächen und fördern eine abwechslungsreiche Bodenstruktur sowie einen heterogenen Pflanzenbewuchs. Besonders profitieren seltene und geschützte Pflanzenarten wie der Wiesensalbei und die Saat-Esparsette. Auch die geringe Trittbelastung durch die Tiere wirkt sich positiv aus, da sie Erosion verhindern.

Blühwiese auf Nordberg

Zusätzlich wurde auf dem Nordberg eine Blühwiese angelegt. Die Beweidungsflächen werden in diesem Jahr in verschiedene Abschnitte unterteilt, die nacheinander von den Schafen bewirtschaftet werden. Dadurch entsteht eine mosaikartige Vegetationsstruktur, die verschiedene Mikrohabitate schafft und so unterschiedlichen Insekten geeignete Lebensbedingungen bietet. Da das Gelände nicht öffentlich zugänglich ist, siedeln sich zunehmend seltene und geschützte Tierarten wie die streng geschützte Zauneidechse an.

Regelmäßige Pflege des Nordbergs ist notwendig

Eine regelmäßige Pflege des Nordbergs ist notwendig, um zu verhindern, dass sich Tiefwurzler ansiedeln, die die Abdeckung des Deponiebergs beschädigen könnten. Für dieses Renaturierungsprojekt wurde aha am 17. Juni in Berlin mit dem ZfK-NachhaltigkeitsAWARD in Gold ausgezeichnet. „Die Förderung der Biodiversität zählt zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Das ist ein Leuchtturmprojekt, das Vorbild für weitere Renaturierungsmaßnahmen in anderen Regionen sein kann“, betonte Laudatorin Elwine Happ-Frank, stellvertretende Chefredakteurin der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK).

Nordberg ist kleines Paradies

Der Nordberg, auch „Monte Müllo“ genannt, hat sich im Rahmen eines der größten Rekultivierungsprojekte der Bundesrepublik zu einem kleinen Paradies entwickelt. Das Areal bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, Bodenbrütern und eine breite Palette an Flora und Fauna. Insgesamt sind hier rund 200 Pflanzenarten, etwa 15 Heuschreckenarten, circa 15 Tagfalterarten sowie zahlreiche Vogelarten wie Feldlerche, Wiesenpieper, Kranich und Neuntöter heimisch geworden.

Bildband „Berg, Bauwerk, Biotop“

Ein Bildband mit dem Titel „Berg, Bauwerk, Biotop“, herausgegeben von aha, dokumentiert dieses außergewöhnliche Habitat und kann online auf aharegion.de eingesehen werden.

HCN/aw