Muffelwild findet im Tiergarten ein Zuhause, neue Aussichtsplattform

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Hannover – Neue Bewohner für den Tiergarten: In das Rotwildgehege im Osten der Anlage sind fünf Mufflons (Muffelwild oder Muffel) eingezogen. Es handelt sich um zwei männliche Tiere in einem Alter von ein bis zwei Jahren sowie drei weibliche Tiere, die ein halbes bis zwei Jahre alt sind.

Die Tiere kommen aus verschiedenen Herden und Herkunftsorten aus Regensburg und Büddenstedt (Landkreis Helmstedt), um eine Inzucht zu vermeiden. Ende Oktober werden weitere drei bis fünf weibliche Lämmer, die aus dem Wildgatter der Stadt Uelzen angekauft werden, die kleine Herde ergänzen.

Damit wird eine ausreichend große Herde mit einem angemessenen, artgerechten Bestand aus männlichen und weiblichen Muffeln erreicht, die auch Nachwuchs erwarten lassen.
„Wir siedeln die Mufflons im Tiergarten an, weil es sich um eine interessante Wildart handelt, die auch für die Besucher*innen gut zu beobachten ist.

Vor dem Hintergrund, dass momentan ganze Bestände freilebender Muffel in Deutschland von Wölfen dezimiert werden, kann das neue Gehege darüber hinaus dazu beitragen, dass die Tiere einen geschützten Lebensbereich erhalten und ihr Bestand in Deutschland erhalten bleibt“, erläutert Tiergartenleiter Thomas Giese.

Im Rotwildgehege wurde für das Muffelwild ein ehemaliger Pferdestall als Unterstand umgebaut. Die Tiere teilen sich das Freigelände mit dem Rotwild und haben darüber hinaus noch eine eigene neue Klettermöglichkeit aus Kalksandstein, die auch der Klauenpflege dient.

Neu am Rotwild- und Muffelgehege ist auch eine Aussichtsplattform. Die Mitarbeiter*innen des Forstbetriebs haben das 1,30 Meter hohe und rund 5 mal 5 Meter große Podest aus heimischer Lärche gebaut. So kann das Rot- und das Muffelwild nun ganzjährig auch von kleineren Kindern gut beobachtet werden. Allerdings gilt hier, so wie im gesamten Tiergarten: das Füttern der Tiere ist verboten.

Die Wohnungsgenossenschaft Kleefeld-Buchholz eG hat mit einer Spende von 10.000 Euro die Statik für die Aussichtsplattform und den geplanten Zukauf weiterer Tiere mitfinanziert. Ihren ersten großen „Auftritt“ haben die fünf neuen Bewohner des Rotwildgeheges am kommenden Sonnabend (8. Oktober) beim Tiergartenfest.

Hintergrund: Muffelwild in Deutschland
Beim Muffelwild (Ovis musimon, auch Mufflon genannt), weisen die Böcke (Widder) schneckenförmig eingedrehte, bis 80 Zentimeter lange Hörner auf. Die Weibchen haben, je nachdem von welcher Stammform sie kommen, keine oder nur kleine Hörner, die nach hinten gebogen sind.

Auffällig ist der Sattelfleck und der helle Spiegel, wobei nur der Widder den Sattelfleck besitzt. Die Tiere erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern und ein Gewicht von bis zu 55 Kilogramm (männliche Tiere).

Das Mufflon gehört zu der Art der Wildschafe, nicht zu verwechseln mit dem Steinbock oder dem Gamswild. Die Tiere leben in kleinen Rudeln zusammen. Die Widder bilden dabei eigene kleine Rudel und gesellen sich zur Paarungszeit wieder zusammen.

Die Tiere, die heute in Deutschland leben, wurden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Schlesien und in dem Thüringer Teil des Harzes ausgewildert. Muffel sind die weltweit kleinsten Wildschafe und stammen vermutlich aus Vorderasien. Um 7.000 vor Christus wurde die Wildart vom Menschen auf den Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien eingeführt. Die wildlebenden Muffelbestände in Deutschland werden derzeit vielerorts vom Wolf beeinträchtigt.

HCN/aw