Hannover – Heute genau vor 7 Jahren postete Garbsen-City-News die ersten Nachrichten aus Garbsen auf ihrer Webseite und natürlich auch bei Facebook. Viele Menschen aus Garbsen konnten am Anfang so gar nichts damit anfangen. Ein Interview von Redakteurin K. Starke mit Geschäftsführerin und Chefredakteurin Bianca Schulze:
Wie kam man vor sieben Jahren auf die Idee eine Online-Zeitung ins Leben zu rufen?
„Schon damals war mir klar, dass die Verbreitung von News aller Art über Facebook sehr schnell geht, ich persönlich hatte damals schon 2 Jahre einen privaten Account und las täglich interessiert was so los war bei meinen Freunden, die auch bei Facebook angemeldet waren. Überwiegend nutze man Facebook damals noch privat, es gab kaum Unternehmen die sich dort präsentierten. Da dachte ich mir, wie toll wäre es, wenn man bei Facebook Nachrichten aus Garbsen veröffentlichen würde, so war die Idee geboren und zeitgleich ebenfalls die Portale für Hannover, Seelze, Neustadt und Wunstorf.“
Aber mit der Facebook-Seite war es doch noch lange nicht getan, oder?
„Auf keinen Fall, wir brauchten ein Portal hinter Facebook, einen Internetauftritt der in der Lage ist den Lesern/innen eine interessante Plattform zu bieten, Beiträge mussten ja irgendwo ein Zuhause haben, es reichte nicht die Meldungen nur über Facebook zu posten. Wir hatten weder Geld noch Kenntnisse ein Nachrichtenportal im Internet aufzubauen. Also schauten wir, wie es die Anderen machen, aber es gab kaum Nachrichtenportale, die n u r online verfügbar sind. Vorbild war damals eine Touristenseite einer Nordseeinsel, die bauten wir dann nach eigenen Vorstellungen nach und füllten diese mit unseren Inhalten. Umgesetzt haben wir alles mit Freunden und Bekannten, die sich einigermaßen damit auskannten.“ Damit war das Baby GCN geboren und zeitgleich weitere Nachrichten Portale für Hannover, Seelze, Neustadt und Wunstorf“.
Wie ging es dann weiter? Hatten Sie damals schon einen Presseausweis?
„Aufgrund meiner Erfahrungen als freie Redakteurin, (damals bei der Umschau, ich war 18 Jahre alt) liebte ich das Schreiben und recherchieren. Ich machte beruflich dann zwar etwas ganz Anderes, schrieb aber immer mal zwischendurch für verschiedene Magazine – überwiegend über den Motorsport.
Somit war ich das Schreiben gewohnt und fand ausreichend Themen und verschaffte mir die nötigen Kontakte, um an die aktuellen News aus Garbsen zu kommen.“ Obwohl das Portal noch von sehr wenigen Menschen gelesen wurde, füllte es sich mehr und mehr.
Meinen Presseausweis hatte ich damals schon ,weil ich immer aktiv für verschiedene Magazine schrieb“.
Warum „tobte“ die Stadt Garbsen wegen Garbsen-City-News?
„Damals gab es in Garbsen viele Brände, u.a. die Willehadi-Kirche brannte bis auf die Grundmauern ab. Das war natürlich ein Thema, welches die Menschen in Garbsen interessierte, es folgten weitere Brände und man sprach von dem unbekannten „Feuerteufel“ aus Garbsen. Später dann, brannte ein Bauernhof in Alt-Garbsen lichterloh und ich war gerade nebenan in einem Gasthaus mit Freunden zum Stammtisch, wie jeden Freitag.
Natürlich gingen wir alle hinaus um zu schauen was da los war, damals hatte ich ein Handy, welches ganz frisch in der Lage war, Videos aufzunehmen – also filmte ich das brennende Objekt und postete die Videos auf unserer Facebook-Seite. Ähnlich wie bei einem Live-Ticker informierten wir die Menschen über den Brand, wir informierten darüber ob es verletzte Personen gab, unterrichteten die Leute quasi live über alle wichtigen Informationen des Brandes.
Für andere, große Medienunternehmen war diese Art der Information längst Tagesgeschäft, warum sollten wir die Menschen nicht auch aktuell informieren?, das Ganze ist damals nur in Garbsen noch nicht angekommen. Am nächsten Tag erhielt ich dann einen Anruf vom Pressesprecher der Stadt Garbsen – dieser war stinksauer und warf mir vor, Bildzeitungs-Allüren an den Tag zu legen und mit Sensationsmeldungen Leser ködern zu wollen, er empfand die Art der Berichterstattung als unseriös und völlig unnötig. Ich rechtfertigte mich mindestens eine halbe Stunde lang und der Ton wurde von Minute zu Minute härter. Kurz um, ich blieb bei meinem Standpunkt und sagte:“Gewöhnen Sie sich dran, das ist die Berichterstattung der Zukunft. Ich sollte Recht behalten. Heute sind Live-Ticker von Vorkommnissen aller Art völlig normal“.
Hat das Smartphone die Berichterstattung verändert?
„Ja, meiner Meinung nach auf jeden Fall. Man hat sehr früh erkannt, dass die Online-Berichterstattung mehr und mehr die Printmedien in den Hintergrund drängt und die Menschen geschriebene, lange und langweilige Texte nicht mehr aus der Reserve lockten. Mit der Geburt des Smartphones wurde auch eine neue Art der Nachrichten-Berichterstattung geboren. Die Menschen sahen sich lieber Bilder und kleine Videos an um informiert zu werden.
Die Masse wollte über das Smartphone informiert werden – und zwar schnell, kurz und kompakt mit allen Fakten. Vor allem wollten die Leute damals schon Themen, die sie interessierten, über die man sprach, auch in Garbsen.
Erst als es uns schon einige Jahre gab, zogen die Anderen nach und stellten ihre Beiträge teilweise online und erstellten dafür eigene Facebook-Seiten. Die „Anderen“ haben heute eine Bezahlschranke eingebaut“.
Wie ist das Verhältnis und die Zusammenarbeit heute mit der Stadt Garbsen?
„Es ist ok würde ich sagen, was auch immer man darunter versteht. Mit dem Pressesprecher kommen wir sehr gut aus, man kann miteinander reden, Fragen stellen und Themen diskutieren.
Schade ist, dass Inserate der Stadt wie große Veranstaltungen, Stellenausschreibungen, Bekanntmachungen und andere Dinge lediglich in den Garbsener Printmedien kostenpflichtig inseriert werden, nicht bei uns. Manchmal etwas unbefriedigend, denn wir sorgen oft dafür, dass gewisse Veranstaltungen der Stadt mehr als gut besucht sind. Ebenso sind wir davon überzeugt, dass durch unser Jobportal offene Stellen der Stadt Garbsen durch Bewerbung durch uns, besetzt werden könnten, gerade wenn es sich um einen Gärtner handelt, der gesucht wird.
Ansonsten läuft alles so wie es laufen sollte“.
Jetzt mal Butter bei die Fische, wieviele Menschen lesen denn nun GCN?
„Nach 7 Jahren können wir stolz verkünden, dass wir über 70.000 Leser/innen im Monat zu verzeichnen haben, täglich tummeln sich Tausende auf unserem Nachrichten-Portal und informieren sich ausführlich. Über Facebook sind wir in der Lage mit einer einzelnen Meldung Hunderttausende User zu erreichen, wir haben es schon geschafft eine Reichweite von 800.000 in einer Woche zu erzielen.
Früher dachten die Leute GCN besteht nur aus der Facebook-Seite und wussten gar nicht was wir noch alles zu bieten haben, das ist heute anders. Mittlerweile kommen genauso viele Besucher z.B. über die Suchfunktion bei Google auf unser Portal wie über Facebook, das ist toll. Manchmal ist so viel los, dass unser Server in die Knie geht und abstürzt“.
Wie finanziert sich GCN und was passiert mit den Einnahmen?
„Bevor wir auch nur einen Euro verdienten, steckte ich alles Geld was ich hatte und über Jahre gespart hatte in das Projekt Garbsen-City-News. Die Webseite musste immer wieder erneuert werden, wir brauchten mehr Leser und Klicks auf der Seite, vorher konnten wir keine Werbung von Unternehmen verkaufen. Unser Motto war… erst Leser, dann Werbekunden.
Dieses Motto kostete uns einen Haufen Geld und jede Menge Energie. Meinen Lebensunterhalt verdiente ich damals noch mit einer anderen Selbstständigkeit, die ebenfalls viel Zeit in Anspruch nahm. Zusätzlich war ich noch beim Radio, bei Antenne Niedersachsen als Comedy-Autorin und Moderatorin tätig – als Bibis Bratwurstbutze reiste ich durch Niedersachsen und schrieb tagesaktuell kleine Radio-Comedy-Folgen und moderierte diese auch selbst.
Die ersten Werbekunden akquirierte ich dann auch selbst, das war nicht einfach. Einige kannten uns schon, aber der Großteil fragte immer wieder „Was ist eine Online-Zeitung?, das habe ich noch nie gehört“. Aber es gab einige Unternehmen, die von Anfang an begeistert von dem Projekt waren und an dessen Zukunft glaubten. Das Autohaus Ahrens, oder Expert Garbsen, ebenso das Reisebüro Belwan, die Gaststätte Zur Eiche und einige andere schalteten ihre Werbung bei uns, teilweise bis heute.
Irgendwann musste ich mich für eine Sache entscheiden – ich glaubte an GCN und gab alle anderen Tätigkeiten auf und konzentrierte mich allein auf unsere Nachrichten-Portale. Nun musste ich meinen Lebensunterhalt mit GCN bestreiten und das jagt mir auch heute noch manchmal Angst ein (lacht). Heute beschäftigen wir 1-2 freie Redakteure und sind weiterhin auf Praktikanten angewiesen. Wenn einmal Geld übrig ist, müssen wir es in die Technik der Webseite investieren, damit wir hier immer auf dem neuesten Stand sind. Geld für eigene Werbung bleibt da kaum, aber Gott sei Dank spricht sich die Werbewirksamkeit unseres Portals bei den Unternehmen in Garbsen herum, darauf sind wir sehr stolz.
Zusätzlich haben wir grandiose Partner und Wegbegleiter/innen, die Seite an Seite mit uns weiter wachsen, wie beispielsweise die Fotografen Astrid und Ralph Wecks, mit denen wir gemeinsam den 1. Garbsen-Kalender herausgebracht haben und viele Kooperationspartner“.
Warum hat GCN nicht mehr Werbepartner – eigentlich müsste doch jeder bei GCN werben, oder?
“ Ja, der Meinung sind wir auch, aber wir können es den Unternehmen, die noch nicht bei uns werben nicht verdenken. Viele haben immer noch nichts mit den sozialen Medien zu tun, geschweige denn eine anständige Webseite. Man ist immer noch der Meinung, dass man eine Werbeanzeige anfassen und auf Papier sehen muss, damit diese auch wirkt.
Viele wissen nicht, dass wir durch Klick-Statistiken und Reichweiten-Messungen wirklich sagen können ob eine Werbung ankommt oder nicht. Dass die Werbeanzeige bei uns 24 Stunden ohne Unterbrechung über Monate sichtbar ist, haben leider noch nicht alle verinnerlicht.
Die Leistungen, die wir unseren Werbepartnern bieten, können sich sehen lassen, ebenso die Preise. Bei uns zahlt man teilweise für einen Monat Werbung weniger als bei einer Print-Anzeige, die noch am selben Abend im Papierkorb landet. Trotzdem sind wir optimistisch und denken positiv. Noch haben wir nicht die Zeit in eigener Sache zu werben und alle Unternehmen von uns zu überzeugen, denn das Tagesgeschäft und die aktuelle Berichterstattung geht vor. Aber je mehr Werbekunden wir bekommen, desto besser wird es, vielleicht kann auch ich bald durch einen Mitarbeiter/in entlastet werden, sodass die Kundengewinnung für mich in den Fokus rücken kann, das wäre klasse“.
Gibt es Im Jubiläumsjahr Besonderheiten, wie sieht GCN die Zukunft, was ist neu und sollten Alle wissen?
„Wir möchten gerade in diesem Jahr viele Aktionen und Gewinnspiele machen, daran arbeiten wir gerade. Ebenfalls möchten wir unsere Leser/innen noch mehr beteiligen, indem wir uns über ihre Belange kümmern. Darauf haben wir auch unsere Internetseite ausgerichtet. Es gibt Online-Formulare, mit denen man uns Leserbriefe, Rezepte oder Vereinsnachrichten direkt in die Redaktion senden kann.
Es gibt eine extra Rubrik für „das alte Garbsen“, hier möchten wir die Geschichten der Menschen erzählen, die hier aufwachsen sind und seit vielen Jahren hier wohnen und vieles mehr.
Auch für unsere Werbepartner haben wir einen direkten Draht zu uns geschaffen, diese können ihre Informationen über Ihr Unternehmen selbst bei uns hochladen, zum Beispiel um über das Unternehmen etwas zu erzählen. Seit April 2019 gibt es das Citynews-Jobportal, welches in diesem Jahr vermehrt beworben werden soll, hier können alle Unternehmen für kleines Geld ihr Personal suchen“.
Was will GCN den Leuten da draußen zum Abschluss dieses Interviews sagen?
„Wir lieben was wir tun und bemühen uns täglich unseren Job gut zu machen. Wir wissen, dass wir nicht alle Leute glücklich machen können und es immer Nörgler und notorische Meckereien geben wird, aber damit haben wir gelernt umzugehen. In den sozialen Medien erwarten wir von unseren Lesern/innen einen freundlichen Umgangston und fordern diesen auch ein. Unseren Werbepartnern bieten wir immer neue, frische Werbemöglichkeiten und werden nicht müde, uns weiterzuentwickeln. Unser größtes Ziel ist es, für Alle zugänglich und somit kostenfrei zu bleiben, dafür hoffen wir auf viele neue Werbepartner in 2020.
Unser Dank gilt unseren Praktis, die seit 7 Jahren dafür sorgen, dass es uns überhaupt gibt. Alle die je ein Praktikum bei uns absolviert haben und absolvieren werden, gilt unser Dank und wir werden dafür Sorge tragen, dass wir Euch bei uns die Möglichkeit geben Verantwortung zu übernehmen und Eurer journalististisches Gespür voll auszuleben.
Ebenfalls sind wir dankbar für unsere treuen Werbe- und Kooperationspartner – sie allein sorgen dafür, dass die Menschen sich in Garbsen kostenfrei über uns bezüglich ihrer Stadt informieren können, täglich aktuell und blitzschnell.
Vielen Dank auch an alle unsere treuen Leser/innen, ohne die wir ebenfalls aufgeschmissen wären, DANKE!
Wir freuen uns auf all die Herausforderungen, die auch in den nächsten Jahren auf uns zukommen“.
HCN/K.Starke/ks